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Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen

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Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen

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    Arbeitskreis Hospiz-Palliativ-Care zeigt die Entwicklung der Altenpflege auf Marktoberdorf (hu). Großes Interesse fand der Vortrag im Gulielminetti-Heim zum Thema 'Die Pflege im Wandel der Zeit'. Eingeladen dazu hatte der Arbeitskreis Hospiz-Palliativ-Care, der vor gut einem Jahr gebildet wurde. Mehrere Referentinnen zeigten auf, wie sich die Altenpflege im Laufe der 30 Jahre des Bestehens des Gulielminetti-Heimes entwickelt hat und welche Ziele der Arbeitskreis sich setzt.

    Die etwa 100 Zuhörer kamen aus dem Staunen nicht heraus, als Karin Tschirschnitz, eine Mitarbeiterin der ersten Stunde, erzählte, wie alles Anfang der 70er-Jahre begann. Ein Stationsbuch und ein Wachbuch ­ das war alles an Schreibkram und 'Bürokratie'. Die Patienten waren im Durchschnitt jünger und rüstiger als heute. 'Eigentlich war jeder Bewohner noch zur einen oder anderen Mitarbeit und Hilfe fähig und wurde entsprechend eingesetzt. Die Referentin hob besonders hervor: 'Wir hatten in den 30 Jahren nicht einen Fall von Missständen bei der Behandlung. Wir sind sehr stolz, dass wir auch immer Sterbebegleitung machen konnten, weil viele Mitarbeiter im Heim wohnten und sich rund um die Uhr dafür einsetzten.'

    Am Pflegeauftrag hat sich im Prinzip nichts geändert, betonte Simone Baudrexl. Alle modernen Maßnahmen und Mittel sind Hilfen zur Verwirklichung des Pflegezieles, das früher wie heute so definiert wird: Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und im zwischenmenschlichen Umgang mit den Bewohnern muss erreicht werden, dass er sich wohl fühlt. In der Regel erstelle man einen Pflegeplan mit der Vorgabe einer zustandserhaltenden Pflege. Große Bedeutung komme dabei den Restfähigkeiten des Menschen zu, die individuell sehr unterschiedlich sein und dem älteren Menschen das Leben erheblich erleichtern können.

    Zusammenarbeit mit Angehörigen

    Um darüber möglichst viel zu erfahren, was für die Festlegung der Pflegemaßnahmen erforderlich sei, kommt der ganz engen Zusammenarbeit des Heimes mit Angehörigen, Freunden, Ärzten und auch Institutionen aus dem Umfeld des aufzunehmenden Bewohners höchste Bedeutung zu.

    Ein häufig diskutiertes Problem bildet die Pflege-Dokumentation. 'Die Pflegearbeit kämpft um mehr Anerkennung und wir brauchen diese Anerkennung auch', sagte die Referentin. Daher müsse man alles schriftlich fixieren, was mit und für den Pflegebedürftigen getan werde, die großen und kleinen Verrichtungen, alle Gespräche und Ergebnisse. Gewisse Standards könne man aus diesen Dokumentationen sicherlich erarbeiten, aber das anspruchsvolle am Pflegeberuf sei: 'Wenn du den Dienst beginnst und zu den Bewohnern gehst, hast du in zwei Zimmern möglicherweise schon vier völlig verschiedene Situationen: Schlecht geschlafen, Hochgefühl nach einem positiven Erlebnis, Vorbereitung zum Sterben, ein Mensch in neuer Umgebung.'

    Die Hospiz-Beauftragte im Gulielminetti-Heim, Heidi Huber, berichtete, dass sich der Arbeitskreis neben internen Maßnahmen wie Einrichtung eines Sterbezimmers, Ausbildung eigener Kräfte für die Begleitung Sterbender, Aufweichung der Tabuisierung des Sterbens, Gestaltung von Abschiedsfeiern, erweitern und engagiert fortbilden wolle. Ein Ziel sei es auch, bei Aufnahme von Bewohnern bereits mit den Angehörigen über Patientenverfügungen zu sprechen, damit gegebenenfalls für das Heim Ansprechpartner, Verfügungsberechtigte festgelegt sind. Die Hospiz-Palliativ-Care-Arbeit sei wie 'ein Mantel der Fürsorge' zu sehen, der einen Menschen in seiner letzten Lebensphase begleiten könne. Der Arbeitskreis zählt inzwischen über 20 Mitglieder. Die Öffentlichkeitsarbeit ist Teil der Bemühungen, viele Menschen für diese Belange zu sensibilisieren.

    i Der Arbeitskreis Hospiz-Palliativ- Care im Gulielminetti-Altenheim sucht noch weitere Förderer und Mitarbeiter. Nähere Informationen gibt es unter Telefon (08342) 2020.

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