Hunde begleiten Menschen schon seit Tausenden von Jahren. Sie wachen über ihre Heime, begleiten sie bei der Jagd, retten ihr Leben und sind oft ihre besten Freunde. Aber nicht alle teilen diese Liebe. Gerade im Frühling, wenn es die Leute zum Sport und anderen Aktivitäten wieder ins Freie zieht, häufen sich Konflikte zwischen Hundehaltern und Jogger, Radlern oder Spaziergängern.
"Die einen sagen, ihr Hund braucht Auslauf und lassen ihn frei rennen. Die anderen haben Angst und wollen das Tier an der Leine sehen", sagt Werner Heider, Hauptamstleiter der Gemeinde Dietmannsried (Oberallgäu). Bei ihm landen oft Beschwerden von Menschen, die sich von Hunden bedroht fühlen. "Die Zahl der Klagen ist in den vergangenen Jahren merklich gestiegen", berichtet er. Einen "extremen Vorfall", bei dem ein Hund einen Menschen ernsthaft attackierte, habe es aber noch nicht gegeben.
"Solche Fälle kommen sehr selten vor", sagt auch Sabine Baronin von Holtey. Sie leitet die Hundeakademie Allgäu in Memmingen und gehört damit zur Riege der Hundetrainer in der Region. Aus zehnjähriger Erfahrung weiß sie: "Fehlverhalten und Missverständnisse sind immer auf beiden Seiten vorhanden und beide Seiten sollten tolerant sein.
Jeder - Mensch wie Hund - hat ein Recht auf die Natur." Hunde haben einen Bewegungsdrang, man kann sie nicht ständig anbinden, sagt Heider. Unter anderem deshalb wolle man zum Beispiel in Dietmannsried die Forderung nach flächendeckendem Leinenzwang nicht erfüllen.
Einfache Regeln einhalten
Entspannung zwischen den Konfliktparteien kann dort wie andernorts das Einhalten einfacher Regeln bringen: "Um Überraschungsmomente zu verhindern, sollten Jogger nicht plötzlich von hinten vorbeilaufen, sondern sich wie Radfahrer bemerkbar machen", rät von Holtey. Ein kurzes "Achtung, Jogger" genüge, um dem Hundehalter zu sagen, dass er jetzt auf sein Tier achten muss. Dennoch sollte Verständnis dafür da sein, wenn der Hund nicht binnen Sekunden neben seinem Herrchen erstarrt.
Gegebenenfalls sollte man sein Tempo also reduzieren und möglichst auf der Seite des Besitzers, nicht auf der des Hundes vorbeilaufen oder -fahren.
Der Hundebesitzer kann anderen im Gegenzug ein sichereres Gefühl geben, indem er sich zwischen sie und sein Tier stellt. Achtet er zudem stets auf seine Umgebung, kann er den Hund rechtzeitig rufen und neben sich laufen lassen oder absetzen, sobald er andere Personen bemerkt. Daran sollte er sich laut von Holtey halten. Denn die Aussage "der tut nichts" nehme Leuten ohne Erfahrung mit Hunden nicht die Angst.
Passiert doch etwas, sei meist der Mensch schuld, sagt die Hundetrainerin. "Keine Rasse ist von sich aus aggressiv. Der Mensch macht den Hund zu dem, was er ist. Daher sollte eine staatliche Stelle kontrollieren, wer einen Hund hält und was er damit macht", plädiert sie für "eine Art Führerschein, den jeder Tierhalter haben sollte". Wer sich ein Tier anschaffe, müsse dessen Bedürfnisse und Verhaltensweisen kennen. "Er trägt Verantwortung für das Tier und die Menschen, die er damit konfrontiert."