"Wenn ich das jemandem erzähle, sperren die mich gleich ein", Kriminalkommissar Florian Stocker mag es nicht glauben: Nach einem Schlag auf den Kopf, kann er plötzlich mit seiner Katze Kassandra reden und die versteht sogar seine Gedanken. Elemente des surrealen Katzen-Krimis würzen den Allgäu-Thriller "Schnee im August" von Gunter Lennert: Wenn der Mensch nicht weiter kommt, ermittelt die Mieze auf ihre Weise.
Krimi-Puristen mögen da schlucken, doch Lennert weiß das fantastische Element zu dosieren und die Spannung zu halten. Freilich wirken manche Dialoge etwas hölzern und platt. Und manches Glied der Indizienkette wirkt konstruiert und ist nicht immer schlüssig erzählt. Ein Allgäu-Thriller ist es nur bedingt, denn die Geschichte um einen Kokainhandel spielt vor allem in Augsburg. Die Spur führt Kommissar Stocker über den Ostallgäuer Hopfensee bis nach Malta und zurück.
Gunther Lennert: Schnee im August. Verlag Tobias Dannheimer, Kempten. 288 Seiten, 14.90 Euro.
Kampf um Schloss in den Bergen
Im Mittelpunkt von Uwe Gardeins "Tödliche Höhen" steht ein altes Schloss in den Bergen, das der Erschließung eines Skigebiets im Weg steht. Eine weit verzweigte Geschichte mit allerlei abenteuerlich verästelten Handlungen und kauzigen Personen, die auf irgendeine Weise seelisch deformiert sind: Da gibt es den Immobilienmakler, dem die Kindheit und die Ex-Geliebte das Hirn vernebeln, einen korrupten Staatssekretär, eine weltabgewandte Gräfin, einen Waldschratt und einen Hauptkommissar, dessen Sohn im Oberstdorfer Krankenhaus im Koma liegt.
Gardein lädt seine Geschichte mit philosophischen und psychologischen Details auf, doch vieles bleibt schemenhaft. Regionale Eigen- und Besonderheiten kommen kaum vor.
Ein peinlicher Fehler zum Schluss ist die Bestellung eines Barolo aus dem schweizerischen Tessin: Denn der edle Rote kommt in Wirklichkeit aus dem italienischen Piemont.
Uwe Gardein: Tödliche Höhen. Ein Allgäu-Krimi. Ars Vivendi Verlag, Cadolzburg. 296 Seiten, 15.90 Euro.
Conrad Schielins dritter Fall
Ein Journalist wird in Lindau am Seeufer erschlagen aufgefunden. Im Rahmen seiner Ermittlungen trifft Kommissar Conrad Schielin auf einen Kunsthändler, zwei zerstrittene Brüder und eine Lehrersgattin, mit der der Ermordete ein bizarres Geheimnis teilte.
"Heidenmauer" (von Jakob Maria Soedher) ist bereits der dritte Fall des Lindauer Kommissars Schielin, der zu Hause zwei pubertierende Töchter hat und am liebsten mit seinem Esel Ronsard Ausflüge unternimmt und dabei ins Philosophieren kommt. "Auf dem Laub der Bäume lag eine erste Ahnung von zartem Gelb, indessen ein weicher milchiger Schleier über dem See ruhte und den Horizont verhüllte." Stimmungsvoll beginnt dieser Bodensee-Krimi und bleibt es auch. Denn der Augsburger Autor Soedher zeigt ein feines Gespür für Sprache, literarische Bilder sowie stimmiges Lokalkolorit und weiß Menschen pointiert zu schildern.
Jakob Maria Soedher: Heidenmauer. Edition Hochfeld, Augsburg. 256 Seiten, 9.95 Euro.
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