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Der Herrgott erschafft das Westallgäu

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Der Herrgott erschafft das Westallgäu

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    Beim heiteren 'Gerichtstag' wachsen bayerisches und württembergisches Allgäu zusammen Von unserer Mitarbeiterin Barbara Rau Eglofs Und Gott schuf . . . höchstpersönlich das Westallgäu. Geht es nach dem Eglofser 'Gerichtstag' muss die Grenze zwischen bayerischem und württembergischem Allgäu fallen ­ mit Hilfe des Himmels. Nach gut 200 Jahren Pause war der Gerichtstag im vergangenen Jahr aus der Versenkung geholt worden. Und heuer gab es am Aschermittwoch eine Neuauflage. Die freien Bauern von Eglofs hatten einst, wie etwa die Freien von Scheidegg oder Möggers, am ersten Tag der Fastenzeit dem Kaiser gehuldigt und Gericht gehalten. Diese Tradition wollen die Eglofser wiederbeleben, weil es im Allgäu genug zu richten gebe, wie der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, Karl Stiefenhofer, den 200 Zuschauern im vollen Dorfstadel erklärte.

    'Es muss keiner Angst vor revolutionären Vorhaben haben', beruhigte Stiefenhofer mit Blick auf die anwesenden Bürgermeister der umliegenden bayerischen und württembergischen Gemeinden. Aber während sich alle auf ein einiges Europa zubewegten, gebe es hier zu viele Grenzen. Und in der Touristikwerbung 'droht das Allgäu gar im Bodensee zu versinken'. 200 Jahre nachdem Napoleon den Wittelsbachern Zugang zum Bodensee verschafft und Teile des Allgäus dem württembergischen Königshaus zugeschanzt habe, sei dieser Zustand durch Bürokratie festzementiert worden.

    Das Allgäu: ein Saustall

    Der Gerichtstag, zu dem Stiefenhofer das Manuskript geschrieben hatte, befasste sich damit, was 'für ein Saustall' (Originalton Petrus) das Allgäu sei. Wenn man den Eglofsern glauben darf, ist der Herrgott darüber höchst erzürnt, weil er das Allgäu als sein Meisterstück betrachtet. Deswegen gibt er Petrus die Anweisung, einen geeigneten Mann hinunter zu schicken, der für Ordnung sorgen soll. Petrus entscheidet sich für den 'rothaarigen Landrat' Walter Münch (Alt-Landrat von Wangen), der im Fegefeuer schmort. Dieser hätte gerne Engelsflügel und macht sich deshalb eiligst auf den Weg nach Eglofs. Beim dortigen Gerichtstag werden gerade Klagen über einen fehlenden gemeinsamen Fremdenverkehrsprospekt geführt. Den Bürgermeistern Kimpfler und Köberle von Gestratz (Bayern) und Argenbühl (Württemberg) wird angeordnet, sie hätten bis zum nächsten Gerichtstag einen Staatsvertrag zu fertigen.

    Mit den Landräten der Kreise Ravensburg und Lindau diskutiert das Gericht das bayerisch-württembergische Durcheinander etwa beim Mülltransport und bei der Polizei. Münch erscheint mit seinem göttlichen Auftrag in dieser Szene. Das Urteil des Richters (Karl Stiefenhofer) lautet denn auch, es dürfe nicht mehr in bayerisches und württembergisches Allgäu unterteilt werden. Einstimmig wird auf der Bühne und mit Unterstützung der Zuhörer beschlossen, es darf in Zukunft nur noch das Westallgäu geben. Andernfalls ist ein Fass Bier beim nächsten Allgäutag fällig. Gottesbote Münch stellt erleichtert fest, dass bei ihm 'die Flügele schon wachsen'. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die (bayerische) Huigarten-Musik aus Lindenberg im württembergischen Eglofs ­ ein Anfang bei der Grenzaufhebung wäre also gemacht.

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