Zum Josefi-Tag: Ein bemerkenswertes Gemälde in der Ebenhofener Kirche. Von Herbert Wittmann Ebenhofen Die Evangelien enthalten nur wenige Angaben über Joseph von Nazareth, den Bräutigam der Gottesmutter Maria und des Nährvaters Jesu. Erst durch die Apokryphen, legendäre Berichte also, erfährt das Leben Josephs reichere Ausschmückungen, die auch von der Kunst aufgegriffen werden.
So soll sich Joseph mit elf anderen Freiern als Vertreter der zwölf Stämme Israels zu sehen um Maria beworben haben. Da nur sein Stab unter den zwölf im Tempel abgegebenen grünte, galt der damals schon alte Mann als der von Gott Erwählte.
Joseph wird meist in bürgerlicher Kleidung oder in Handwerkertracht dargestellt, in der Barockzeit auch in antikem Gewand. Seine Attribute sind der Wanderstab, ein blühender Stab, die Lilie als Symbol der Keuschheit oder Säge, Beil, Bohrer und Winkelmaß die typischen Zimmermannswerkzeuge. Er kann auch das Jesuskind auf dem Arm tragen oder es an der Hand führen. Obgleich die Evangelien den Tod des heiligen Joseph nicht erwähnen, war seine Darstellung auf dem Sterbelager bei den Malern offenbar sehr beliebt. Wir finden sie beispielsweise in Obergünzburg (Altarbild in der Gruftkapelle) und in Bertoldshofen (Auszugsbild im Josephsaltar).
Wesentlich älter als diese beiden Bilder, die aus der Nazarenerzeit stammen, ist das Gemälde in der Pfarrkirche von Ebenhofen. Es hängt an der Nordseite des Kirchenschiffs und weist einen besonders schön und reich geschnitzten Rahmen auf. Dafür, und für das Gegenstück auf der Südseite, wurden 1761 einem Schongauer Bildhauer acht Gulden bezahlt. Das Gemälde selbst ist jedoch früher entstanden als sein jetziger Rahmen; denn es stammt aus einer bereits 1758 abgebrochenen Seitenkapelle der Kirche. Vermutlich diente das Bild dort als Altarblatt und bedurfte, nach der Entnahme aus Altar und Kapelle, eines neuen Rahmens. Michael Petzet hat das Gemälde in seinem Landkreisinventar 'um 1700' datiert. Es könnte jedoch seine dunkle, gedämpfte Farbgebung deutet darauf hin bereits in der ersten Hälfte oder um die Mitte des 17. Jahrhunderts gemalt worden sein.
Der sterbende heilige Joseph ist die zentrale Figur des Ebenhofener Gemäldes. Jesus, Maria und zwei betende Engel stehen ihm an seinem Totenbett zur Seite, während ein kleiner Putto im Vordergrund die Zimmermannssäge hält. Als strahlende Taube schwebt der Heilige Geist in den dunklen Wolken, welche die irdische Szene vom himmlischen Engelsreigen mit Gottvater trennen. In der Vilser Annakapelle hängt ein signiertes Bild des stiftkemptischen Hofmalers Johann Ludwig Ertinger (1600 bis 1673), welches in seiner Komposition und vielen Details dem Ebenhofener Gemälde gleicht. Er könnte also auch der Maler unseres Bildes sein: Sein gleichnamiger Sohn hat die Kreuzgruppe für die Hömanshofener Ottilienkirche geschnitzt.