Bayerns dienstältester Flussmeister Kurt Lindinger geht in Pension Von Markus Röck Füssen Nach 41 Jahren im Dienst des Freistaats setzt sich Bayerns dienstältester Flussmeister zur Ruhe: Kurt Lindinger nimmt seinen 65. Geburtstag zum Anlass, in Pension zu gehen. Neuer Füssener Flussmeister ist ab 1. Dezember der Altusrieder Gerhard Mayer."Mit wenig Mitteln viel erreichen" - das Motto musste sich Kurt Lindinger setzen, als der Rosenheimer 1965 Flussmeister in Füssen wurde. Eigentlich gilt es noch heute, nur die Vorzeichen haben sich geändert. War vor 35 Jahren "außer viel Arbeit praktisch nichts da", wie sich Lindinger erinnert, hieß das, dass er kaum Maschinen, aber dafür 40 Mitarbeiter zur Verfügung hatte. Heute hat der Flussmeister einen gut ausgestatteten Maschinenpark, aber nur noch 18 Mitarbeiter. Geblieben ist in all den Jahren der Schwerpunkt der Arbeit: Im Gegensatz zu den meis-ten anderen Dienststellen liegt der in Füssen nicht bei den großen Gewässern. Um den Lech kümmern sich die Betreiber der Staustufen. Gebändigt werden müssen die Gebirgsbäche. Alleine die größeren bringen es im südlichen Ostallgäu auf zusammen rund 300 Kilometer. "Der absolute Schwerpunkt noch vor Pfronten ist das Halblechgebiet", so Baudirektor Karlheinz Kraus vom Wasserwirtschaftsamt Kempten. Rund 20 Jahre lang war es das Hauptarbeitsgebiet für Flussmeis-ter Lindinger. Auf die Hochwasserverbauung folgte in den vergangenen Jahren in mehreren Abschnitten die Renaturierung.
Auch international habe sich das Wasserwirtschaftsamt Kempten und Flussmeister Lindinger mit dem Halblech einen Namen gemacht, so Baudirektor Kraus: "Die Fachwelt hat auf den Halblech geschaut und schaut auch noch immer auf den Halblech."Das Flüsslein steht aber auch für den Wandel im Wasserbau, den Lindinger in seiner Amtszeit bestehen musste: Von betonierten geraden Schwellen zu Kaskaden oder naturnahen Querriegeln aus Felsblöcken. "Die Arbeiter waren es gewohnt, nach Plänen auf den Millimeter zu arbeiten", erzählt Rudolf Hegedüs, Sachgebietsleiter Ostallgäu im Wasserwirtschaftsamt: "Jetzt gilt plötzlich Augenmaß." Für den Flussmeister bedeute das, dass er seine Mitarbeiter noch viel intensiver betreuen müsse. Für Lindinger anscheinend das kleinere Problem: Bei seiner Abschiedsfeier lobten Lindinger mehrere Redner dafür, ein schlagkräftiges Team zusammengestellt zu haben. Leicht gebessert hat sich als Folge des Pfingsthochwassers 1999 die finanzielle Ausstattung der Flussmeisterstelle. Standen sonst jährlich etwa 2,5 Millionen Mark zur verfügung, waren es im vergangenen Jahr 3,5 und in diesem Jahr 3,8 Millionen Mark. Ausnahmsweise floss davon auch einmal ein größerer Teil in den Lech: Für 200000 Mark wurde dessen linkes Ufer im Bereich Bad Faulenbach befestigt. Vielleicht rückt aber künftig auch der Buchinger Bach mehr ins Blickfeld. An dem steht nämlich das Haus von Kurt Lindinger. In Buching, wo er unter anderem im Sportverein sehr aktiv ist, hat er seine zweite Heimat gefunden. Seine zusätzliche Freizeit will er nun für seine Hobbies Bergwandern, Radeln, Schwimmen und Skifahren nutzen. Vielleicht trifft er dabei auch auf seinen Nachfolger Gerhard Mayer. Der begeisterte Mountainbiker freut sich nämlich schon auf Touren durch das Kenzengebiet. Für den Altusrieder auch Gelegenheit, sein neues Wirkungsgebiet näher kennenzulernen. Als Urlaubsvertreter konnte er sich aber auch bereits in Füssen einarbeiten, seit er 1998 seine Flussmeisterprüfung abgelegt hat.