Blitzschnelle Schläge mit Fäusten und Ellbogen, Tritte mit Beinen und Knien prasseln auf die Schlagpolster seines Gegners ein. 15 Sekunden lang attackiert Daniel Wittmann seinen Trainer – die Fäuste fliegen - der 28-Jährige ist im Vorwärtsgang. Augenblicke später verschanzt sich der 28-Jährige wieder hinter seiner Deckung. Ein bis zwei Stunden trainiert der Thaiboxer aus Durach täglich. Laufen, Krafttraining und immer wieder Sparring mit den Kollegen und Trainern des Vereins Allgäu Thais. Für Daniel Wittmann ist das sportlicher Alltag. Schon mit elf Jahren hat er mit dem Thai-Boxen begonnen. Die Motivation war ganz klassisch: Filme mit Jean-Claude van Damme (Bloodsport) haben ihn fasziniert. Mit 13 folgte dann der erste Kampf. Daniel Wittmann ist aktuell der erfolgreichste Kämpfer bei den Allgäu Thais und amtierender Deutscher Meister im K1-Reglement (bis 79,38 kg). Gemeinsam mit ihm trainiert eine weitere Handvoll abgehärteter Thaiboxer – heute ist Kampftraining, eigens für die Wettkämpfer im Verein. Besondere Voraussetzungen braucht man nicht, um mit dem Thaiboxen anzufangen, sagt sein Trainer Dieter Strohhecker. Er muss es wissen, denn der knapp 50-Jährige war selbst Wettkämpfer und betreibt seit Jahrzehnten verschiedene Kampfsportarten. Disziplin, Durchsetzungswille und Intelligenz sind laut dem Trainer die wichtigsten Faktoren, um im Thaibox-Ring erfolgreich zu sein. Aber auch für Freizeitsportler ist Thaiboxen eine interessante Alternative zu Fitnessstudio und Zumba-Kurs. Koordination wird hier ebenso trainiert wie Ausdauer und Muskelaufbau. Das Besondere am Thaiboxen: Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten ist fast alles erlaubt. Nur Tritte und Schläge in die Genitalien, gegen den Hinterkopf sowie Kopfstöße sind verboten. Gerade wegen der Ellbogen- und Knietechniken spricht Daniels Trainer Dieter Strohhecker vom härtesten Kampfsport der Welt. Gleichzeitig ist Respekt eine wichtige Komponente des Thaiboxens. Vor jedem Kampf ehren die Thaiboxer ihre Trainer in Form einer Tanzzeremonie. Der Wai Khru wird in Thailand meistens von einer kleinen Gruppe Musiker akustisch begleitet. Thaiboxen gehört zu den Kampfsportarten mit der längsten Geschichte. Schon seit rund 2000 Jahren werden die Kampftechniken in Thailand gelehrt. Vor etwa 30 Jahren erreichte die Thaibox-Welle dann Deutschland. Daniel Wittmann ist seit 17 Jahren dabei. Müde geworden ist der 28-Jährige noch nicht: Ich habe Fußball, Tischtennis und Turnen ausprobiert, aber nichts bereitet mir so viel Freude wie Thaiboxen. Kurz darauf tritt er auf die Schlagpolster seines Trainingspartners ein – der Schweiß fließt in Strömen. Daniel Wittmann hat noch etwas vor, er will irgendwann um die Europameisterschaft kämpfen.
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