Fußball-Profi Frank Gerster aus Kempten zu drei verlorenen Jahren bei der Eintracht. Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Lutz Kempten/Frankfurt Es war eine Bilderbuch-Karriere, die den Fußballer Frank Gerster (24) über den FC Kempten, FC Augsburg, zum FC Bayern München, in die Junioren-Nationalmannschaft und dann zu Eintracht Frankfurt führte. Inzwischen ist seine Karriere mehr zu einem Horror-Trip geworden. Die dritte Saison ist er nun bei der 'launischen Diva vom Riederwald' (so der vielsagende Spitzname des Traditionsvereins) unter Vertrag. Gerade mal ein Bundesliga-Spiel hat er für die Hessen absolviert. Seitdem liegt er auf Eis.
Als Fanz gehen musste, kam Trainer Jörg Berger. Als der gehen musste, kam Felix Magath. Geblieben ist Gersters Dasein als ungefähr 33. Rad am Eintracht-Wagen. 'Mehmet Scholl hat mir mal gesagt, wenn es einer in der Bundesliga schafft, dann du.' Typischer Fall von Denkste. Nicht, dass Magath den 'Fall Gerster' ignoriert hätte. 'Er hat sich eigentlich immer seriös verhalten.' Doch auch ein Magath ist Gehaltsempfänger bei der Eintracht und scheint dementsprechend gewissen Zwängen unterworfen. 'Er hat mir gesagt, dass er in meinem Fall vorbelastet ist', so Gerster. Der Fluch komme aus der Eintracht-Chef-Etage. 'Da hat es mal was gegeben. Da habe ich nicht gut reagiert', sagt Gerster. Dann wird er genauer: 'Ich habe mal laut gesagt, was ich von dem einen oder anderen im Präsidium halte.' Geradlinigkeit und Ehrlichkeit haben aber in diesem Business-Geschäft nichts zu suchen. Diese Erfahrung musste Gerster machen und es war eine bittere Erfahrung, weil sie ,nach eigener Einschätzung, seine Karriere (vorerst) stoppte.
Fahler Nachgeschmack
Dabei hatte diese Saison gar nicht so schlecht begonnen. Magath zollte Gerster hohes Lob, bescheinigte ihm tolle körperliche Ausdauer-Werte. Nicht nur das: 'Vom Spielerischen und Taktischen her, hat er mir gesagt, müsste ich eigentlich spielen.' Doch gerade das Wort 'eigentlich' hat immer einen etwas fahlen als Nachgeschmack. 'Von heute auf morgen hat er mir dann gesagt, dass ich keine Rolle mehr spiele.'
So bleibt Gerster derzeit nur ein gewisses Maß an Frust, sportlich wohlgemerkt. 'Ich will weg und ich schenke denen keine Mark', sagt er unmissverständlich. In Verhandlungen sei er mit anderen Vereinen. 'Wenn ich mich mit Frankfurt finanziell einige, kann ich bis zum 15. Januar wechseln'. Wenn nicht, wird er bis Juni seine Zeit am Main noch absitzen.
Die Geschichte habe auch seine guten Seiten, versichert Gerster, der bei den Bayern sogar ein Champions-League-Spiel absolvierte. 'Ich habe in Frankfurt Leute aus Wirtschaft und Börse kennengelernt, die für mich auch später eine Rolle spielen können'. Dass er bei der Eintracht ausgespielt hat, 'damit muss ich mich abfinden', sagt er. 'Aber wie es lief', macht ihn betroffen. 'Die haben mir den Spaß am Fußball genommen'.
Nun hat er wenigstens die Gewissheit, 'dass es noch was anderes als Fußball gibt.' Verändert habe er sich, aber nicht zu seinem Nachteil, wie er glaubt. 'Es sind zwei verschiedene Charaktere. Der Frank Gerster, der in München spielte, verhätschelt und getätschelt wurde, hat mit dem Frank Gerster jetzt nichts mehr zu tun.' Er sieht die Welt wesentlich nüchterner, als vor dem Flop Frankfurt. ''Fußball kann schön sein, wenn fair gespielt wird. Aber in dem Geschäft wird viel nur schön geredet. Im Grunde geht es doch nur darum, wer mit wem am besten kann.'
Gerster hat die andere, die harte Seite des Profigeschäfts kennengelernt. 'Aber ich bin gereift', sagt er. 'Ich habe meinen Horizont erweitert.' Fußball nimmt er nicht mehr ganz so wichtig, wie früher. 'Ich habe viel über das Leben nachdenken können. Das hat mich menschlich weitergebracht. Es hat alles seine zwei Seiten.'