Flugreisen sind für uns Passagiere oft faszinierend. Tonnenschwere Flugzeuge heben beinahe wie von Zauberhand vom Boden ab. Wer mit dem Flieger reist, kann mit wenig Aufwand ungeahnte Distanzen überwinden und fremde Länder und Kulturen kennenlernen. Damit ein Flugzeug überhaupt starten kann, braucht es aber nicht nur Piloten und Fluglotsen, sondern auch Menschen wie Stefan Zeh.
Der 40-Jährige ist Ramp Agent am Allgäu Airport bei Memmingen und kümmert sich ab der Landung bis zum Start um die Flugzeuge. Das heißt: Er organisiert den Passagiertransfer, betreut das Gepäck und – das Wichtigste – sucht nach Schäden an der Hülle des Flugzeugs. Er ist dafür verantwortlich, dass die Flugzeuge den Allgäuer Flughafen unter den bestmöglichen Voraussetzungen verlassen. Sie sollen sicher, mit allen Passagieren und Gepäckstücken an Bord, den Zielflughafen erreichen können.
Dienstag, Allgäu Airport, Memmingerberg: Innerhalb weniger Minuten werden zwei Flugzeuge der ungarischen Wizz Air auf dem Rollfeld landen. Die beiden A320-Maschinen kommen aus Belgrad (Serbien) und Tirgu Mures (Rumänien) und sollen so schnell wie möglich auch wieder dorthin zurückfliegen.
Während die Kinder ihre Nasen im Flughafen-Cafè an die Glasscheibe drücken und sich um die Plätze mit der besten Sicht auf die landenden Flugzeuge streiten, scheint Stefan Zeh tiefenentspannt. Aufgeregt bin ich bei Landungen nicht mehr, sagt der 40-Jährige. Und Sorgen mache er sich schon gar keine. Auch wenn Regionalflughäfen, neben ihrer Wirtschaftlichkeit, häufig wegen Sicherheitsbedenken kritisiert werden, sagt Zeh: Um die Sicherheit auf einem Regionalflughafen mache ich mir keine Sorgen. Alles was in Deutschland von der Luftfahrtbehörde genehmigt wird, ist sicher.
Als die Wizz-Air-Flieger schließlich auf ihren Parkplätzen stehen, geht für den Ramp Agent die eigentliche Arbeit los. Nur 30 Minuten bleiben ihm pro Flugzeug Zeit, um den Ausstieg der Passagiere zu organisieren, um das Gepäck abzuladen und um wiederum die neuen Fluggäste und deren Gepäck ins Flugzeug zu bringen. Als sich die Türen der Maschinen öffnen, bevölkern plötzlich hunderte Menschen den Platz zwischen Flugzeug und Gate.
Familien mit Kindern, Geschäftsleute, Selfies-fotografierende Touristen – und mittendrin Stefan Zeh. Er gibt Anweisungen, dirigiert die Passagiere und kontrolliert die Flugzeuge. Was von außen betrachtet ein wenig chaotisch wirkt, ist bestens geplant und erprobt. Trotzdem, so Zeh, könne es auch am Flughafen zu Fehlern kommen. So wie vergangene Woche in Rio de Janeiro, als ein Gepäckwagen den Flieger der deutschen Weltmeister-Elf beschädigte. Hier kann großer Schaden passieren, das ist uns bewusst, sagt der 40-Jährige. Deshalb tun wir alles, um Fehler zu vermeiden.
So wie bei den beiden Wizz-Air-Maschinen. Kurz nacheinander rollen sie auf die Startbahn und heben sanft in Richtung Osten ab. Jetzt liegen die Flugzeuge wieder in der Hand der Piloten, die nach einer gelungenen Landung Applaus von ihren Passagieren bekommen. Dem Ramp Agent Stefan Zeh reicht es, wenn die Maschinen sicher am Zielflughafen ankommen. Dann weiß ich, dass ich meinen Job richtig gemacht habe. Beifall brauche ich da keinen.