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Der Flohwalzer als Profiversion

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Der Flohwalzer als Profiversion

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    Der Flohwalzer als Profiversion
    Der Flohwalzer als Profiversion Foto: Lucia Buch

    BuchloeKurzweiliges Musikkabarett für alle Klavierunterrichtgeschädigten und die, die trotzdem Liebhaber klassischer Musik geblieben sind - genau das erlebte man knapp zwei Stunden lang mit Armin Fischer im Gasthaus 'Eichel'. Auf Einladung des Kleinkunstvereins 'Hirschraguuh' rechnete der gelernte Konzertpianist gnadenlos humorvoll mit der eigenen Zunft ab.

    Leisten kann er sich das als selbsternannter 'Klaviertuose' zweifelsohne - sicher und souverän beherrscht er das Tastenhandwerk, wenn er sich in kleinen, intelligent-bissigen, bisweilen skurril-abstrusen Häppchen über Bach, Schubert und Chopin hermacht und als 'Running gag' auch vor den scheinbaren künstlerischen Untiefen eines 'As Time Goes By'-Bargeklimpers nicht zurückschreckt.

    Dabei lässt der Absolvent der Hamburger Musikhochschule mit Konzertexamen seine Zuhörer fast bis zum Schluss auf ein 'richtig' durchgespieltes Stück warten. Zuvor zeigt er, dass man 'Schneeflöckchen, Weißröckchen', 'Fuchs, du hast die Gans gestohlen' und 'Hänschen klein' durchaus als Quodlibet umgekehrt auf dem Klavierhocker sitzend spielen kann und die Melodien aus der 'Sesamstraße', 'Biene Maja', 'Flipper' und 'Pippi Langstrumpf' eine respektable 'TV-Sonatine' abgeben. Bekannte Ohrwürmer bekommen reihenweise ihr Fett weg, sei es Filmmusik im Morricone-Stil mit Mundharmonika, sei es der 'Flohwalzer' als 'meistgespieltes Stück der Welt' in 'Profi-Version' oder Mozarts Alla-Turca-Marsch mit umgedrehtem Notenblatt.

    Werke von Komponist A im Stil von Komponist B zu verbraten ist eine nicht ganz neue Methode und schon von Leuten wie Rick Abao erfolgreich gepflegt worden. Sie zieht aber noch immer.

    Eine Erholungspause für die Lachmuskeln war nötig

    So vernahm man Griegs 'Morgenstimmung' in einer 'Wellness-Version', 'Morgen kommt der Weihnachtsmann' à la Louis Armstrong, 'Für Elise' als 'Schülerausgabe' mit Pin-Up-Girl oder eine 'Low-Budget-Opera'.

    Vor allem aber beherrscht Fischer mit seiner Kanonade gut kalkulierter Gags sein Publikum perfekt. Fast ein Erholungspause für die Lachmuskeln war somit das einzige an diesem Abend 'normal', also ironisch ungebrochen durchgespielte Stück: Liszts 'Liebestraum'. Fischer setzte mit seiner Schlussnummer noch einen drauf: eine freie Improvisation über Stücke auf Zuruf. Nachdenklich-ironisch ging es dann noch einmal in der Zugabe zu, den 'halbbiographischen' Erinnerungen aus dem Leben eines Klavier-Eleven. Lucia Buch

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