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Der Ellhofer Tobel ist in Gefahr

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Der Ellhofer Tobel ist in Gefahr

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    Wasserwirtschaftsamt plant Rückhaltebecken mit 16 Meter hoher Staumauer als Hochwasserschutz Von Armin Dorner Weiler-Simmerberg, Ellhofen/Röthenbach. 'Ist der Ellhofer Tobel in Gefahr?', fragte 2. Bürgermeister Gerd Zimmer in der Gemeinderatssitzung. Der Bund Naturschutz hatte vor kurzem Alarm geschlagen. Eine 16 Meter hohe Mauer für ein Regenrückhaltebecken, das einen Stausee bis zu 400 000 Kubikmeter Wasser halten soll, ist vom Wasserwirtschaftsamt entworfen worden, um den Hochwasserschutz für Teile des Dorfes Röthenbach zu sichern. Ein voller See würde danach in etwa die Fläche von zweieinhalb Fußballfeldern bedecken. Sollte das Projekt im Grenzdreieck Ellhofen, Grünenbach, Röthenbach verwirklicht werden, 'gibt es wohl keinen Tobel mehr', befürchtet nicht nur Isolde Miller, Kreisgeschäftsführerin vom Bund Naturschutz. Sie hatte vor kurzem Fachleute der Heimatpflege durch den wunderschönen Tobel geführt (wir berichteten) und vor der Verwirklichung dieses etliche Millionen Euro teuren Vorhabens gewarnt. Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph, der selbst an diesem Projekt beteiligt war, bevor er zum Gemeindechef gewählt wurde, wollte dazu nichts sagen. 'Das betrifft Röthenbach und nicht uns', entgegnete er Zimmer. Das Wasserwirtschaftsamt habe die Federführung bei der Planung. Wenn es zum Beteiligungsverfahren komme, könne noch jeder seine Bedenken vorbringen und Einspruch erheben. Bisher nichtöffentlich behandelt Bürgermeister Bert Schädler bestätigte, dass bereits mehrfach im Gemeinderat Röthenbach in nichtöffentlicher Sitzung über den Vorentwurf der Kemptener Behörde gesprochen worden sei. Er selbst hielt sich zurück mit Einzelheiten. Wenn die Pläne soweit gediehen seien, dass man sie der Öffentlichkeit vorstellen könne, werde er eine Bürgerversammlung, voraussichtlich noch in diesem Jahr, einberufen, versicherte Schädler.

    Schon seit fast zehn Jahren werde über den Hochwasserschutz im Dorf Röthenbach diskutiert, wusste Schädler. Erste Ausbaupläne des Wasserwirtschaftsamts wurden wegen des Widerstands der Bevölkerung verworfen. Das Landratsamt genehmige jedoch keine weiteren Häuser im 14 000 Quadratmeter großen Baugebiet Röthenbach-Nord , wenn nicht ein Schutz durch eine Mauer oder einen Damm entsteht. 'Es geht aber genauso um den Schutz der bestehenden Gebäude', betonte Schädler. 'Tausendjähriges Hochwasser' Das Projekt soll ein 'tausendjähriges Hochwasser' - so lautet die Bemessungsgröße in der Amtssprache - des Tobelbachs verkraften. Der Verwaltungschef stellt das, allein schon wegen der hohen Kosten, in Frage. Die Gemeinde Röthenbach müsste sich nach derzeitigem Stand mit rund 20 bis 30 Prozent an der Bausumme beteiligen. 'Das übersteigt unsere Möglichkeiten', ist Schädler sicher. 'Der Tobel wäre weg', macht auch Schädler deutlich, dass der Eingriff in die Natur heftig wäre, ganz abgesehen von dem Baustellenverkehr durch sein Dorf. Zudem müssten erst noch rund vier Hektar Ausgleichsflächen gefunden werden. Die zuständigen Beamten für dieses Stauprojekt beim Wasserwirtschaftsamt sind derzeit in Urlaub. Doch der stellvertretende Leiter, Helmut Weis, bestätigte der Heimatzeitung gestern auf Anfrage, dass sein Amt eifrig an dem großen Ziel arbeite. Weis sieht in der Mauer 'die einzige Lösung für die Hochwasserproblematik in Röthenbach'. Der Ort sei schon einmal 'knapp an der Katastrophe' vorbeigeschlittert, erinnerte er sich. Weis wusste von Grundstücksverhandlungen in Röthenbach, die bereits laufen. Zur Zeit würden umfangreiche Untersuchungen zum Thema Flora und Fauna im Tobel gemacht, der nicht nur ein beliebter Wanderweg ist, sondern auch Schützenswertes bietet. 'Ein vernünftiges Miteinander ist möglich', ist Weis überzeugt, dass Hochwasserschutz und Naturschutz in diesem Fall unter einen Hut gebracht werden können.

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