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Der Boykott hat nichts bewirkt

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Der Boykott hat nichts bewirkt

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    Der Boykott hat nichts bewirkt
    Der Boykott hat nichts bewirkt Foto: privat

    Buchloe | jb | Vor dem Hintergrund des brutalen Vorgehens der chinesischen Sicherheitskräfte gegen die Aufständischen in Tibet wird derzeit vielerorts über einen Boykott der Olympischen Sommerspiele in Peking nachgedacht. Kein neues Thema, denn als die Rote Armee der damaligen Sowjetunion im Dezember 1979 in Afghanistan einmarschierte, standen Sommerspiele in Moskau an.

    Die USA und West-Deutschland blieben damals den Spielen in Moskau fern und so mancher Spitzensportler wurde um einen möglichen Erfolg gebracht - auch der Buchloer Diskuswerfer Werner Hartmann. 'Ich war damals auf dem Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit', sagt er heute. Der Junioren-Weltrekord des inzwischen 49-Jährigen aus dieser Zeit hat noch immer Bestand.

    Der gelernte Drucker, heute Geschäftsführer einer eigenen Firma in Jengen, erhielt als Jugendlicher seine ersten Trainingsstunden bei Hubert Müller, wurde später von Alexander Moksel gesponsert und startete auch für den TV Wattenscheid. Er kann sich noch gut an die Diskussionen im Jahr 1980 erinnern. Bewirkt habe der Boykott im Nachhinein nichts. Vielmehr seien zahlreiche Sportler um ihren Erfolg gebracht worden. Hartmann sah sich nicht zwingend als Medaillenkandidat, aber ein besserer Platz als vier Jahre später in Los Angeles, wo er in der Qualifikation ausschied, sei allemal drin gewesen. Besonders leidgetan habe es ihm damals für seinen Speerwerferkollegen Michael Wessing, der einen Platz auf dem Siegerpodest sicher gehabt hätte.

    'Es ist blauäugig'

    Auch im Hinblick auf die Spiele in Peking steht Hartmann einem Boykott kritisch gegenüber. 'Der größte Fehler ist vor sieben Jahren gemacht worden', sagt er und spielt damit auf die Vergabe der Spiele an die chinesische Hauptstadt an. Schon damals habe man gewusst, 'auf was man sich einlässt'. 'Es ist blauäugig und naiv zu glauben, dass durch das Boykottieren von sportlichen Großveranstaltungen massiv Einfluss auf die politische Führung eines Landes genommen werden kann', meint Hartmann. Das sei in erster Linie Sache der Politik - ohne Zuhilfenahme des Sports.

    Protestaktionen einzelner Sportler hält er ebenfalls für wenig wirkungsvoll. 'Schauen Sie sich die sogenannten Black-Power-Demos bei den 400-Meter-Läufern 1968 in Mexiko an. Sie sind dafür aus der Mannschaft geflogen.'

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