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Der bewegliche Tote im Bodensee

Bregenzer Festspiele

Der bewegliche Tote im Bodensee

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    Der bewegliche Tote im Bodensee
    Der bewegliche Tote im Bodensee Foto: matthias becker

    Schultern und Kopf eines Toten ragen 24 Meter hoch aus dem Wasser des Bodensees. Durch weit über 100 Stufen miteinander verbunden, sind Plattformen und Spielebenen in diese Bühnenskulptur eingefügt. Auf ihnen werden die Darsteller der Oper "André Chénier" im Sommer ihre Arien singen. Wieder schaffen die Bregenzer Festspiele ein spektakuläres Bühnenbild für ihr Spiel auf dem See. Zwei Monate vor Probenbeginn im Juni haben die Festspiele zum Seebühnen-Richtfest geladen und dabei ein paar Raffinessen der Kulisse verraten.

    Während die blauen Aida-Füße im vergangenen Jahr eher symbolisch zu verstehen waren, hat der Kopf einen ganz direkten Bezug zur Oper. Der britische Bühnenbildner David Fielding hatte das berühmte Revolutionsbild "Der Tod des Marat" von Jacques-Louis David vor Augen, als er die Bühnenskulptur für die Revolutionsoper "André Chénier" von Umberto Giordano entwarf.

    Historische Gestalt

    André Chénier lebte zur Zeit der Revolution. Er war zerrissen zwischen der Welt der Aristokratie und den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Er liebte die schöne Maddalena und fiel gemeinsam mit ihr den grausamen Auswüchsen der Revolution zum Opfer. Wie Chénier ist auch Marat eine historische Gestalt. Der radikale Revolutionsführer wurde von einer Konterrevolutionärin in der Badewanne erstochen.

    Die überdimensionale Marat-Figur im Bodensee wird sich den Besuchern an den Opernabenden erstaunlich beweglich präsentieren. Der 60 Tonnen schwere Kopf lässt sich um 55 Grad nach hinten kippen, die Augenlider können hochklappen, die Augäpfel einfahren, und auch eine Lippe bewegt sich. Sogar die Hand des Toten hält nicht still - sie zieht einen 14x8 Meter großen Brief über die Wasseroberfläche. Und schließlich werden aus vielen verborgenen Öffnungen im Gesicht drei Meter lange Stacheln ausfahren.

    Singen auf dem Scheitel

    Die vielen Stufen in diesem Körper verlangen den Sängerinnen und Sängern einiges an Kondition ab. Bis auf den Scheitel des Marat müssen sie zuweilen steigen. "Singen in dieser Form ist eine sehr athletische Aktion", kommentiert Festspiel-Intendant David Pountney die hohen Anforderungen an seine Künstler.

    Zwei Lebenswelten sind in Fieldings Bühnenbild angelegt: die der blutigen Revolution und die der feierfreudigen Aristokratie. Der große Spiegel steht für die aristokratische Welt. Vielleicht stellt er die Verbindung zwischen beiden her. Denn nach Ankündigung der Festspielmacher wird sich der Rahmen im Verlauf der Inszenierung füllen - womit, das verraten sie nicht.

    Premiere ist am 20. Juli um 21.15 Uhr. Die musikalische Leitung hat Ulf Schirmer, Regie führt Keith Warner.

    Informationen im Internet:

    www.bregenzerfestspiele.at

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