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Der "Bären" macht "einfach Spaß

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Der "Bären" macht "einfach Spaß

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    Von Felix Frasch |Eisenberg-ZellDie lange Tradition bewahren und sie mit der Moderne verbinden. Das ist das Motto von Bärenwirt Georg Kössel. Ab heute feiert er mit der Familie und vielen Gästen 335 Jahre Geschichte im Burghotel "Bären" in Zell: 175 Jahre Gaststätte, 125 Jahre Familie Kössel als Wirtsleute und 35 Jahre Faschings-Bärenbälle. Dafür lässt Georg Kössel 1000 Liter Freibier springen, zieht Bilanz und hofft, dass seine Kinder mit ihm das Haus in die Zukunft führen.

    Begonnen hat alles vor 175 Jahren mit der Kirche Sankt Moritz und ein paar Bauernhöfen in Zell. Ursprünglich lieferten Landwirtschaft und Wirtshaus gemeinsam die Grundlage für das Auskommen der damaligen Wirtsfamilie. Vor 125 Jahren übernahmen die ersten Kössels das Haus. Es begann zu florieren, als 1929 mit der Eisenbahn immer mehr Gäste kamen. 1971 entschieden die Kössels, die Landwirtschaft zu verpachten und sich voll auf die Gastronomie zu konzentrieren. Seit 1998 leitet Georg Kössel die Geschicke des Betriebs.

    "Jetzt pfeift ein anderer Wind"

    Als er jung war, pfiff noch ein anderer Wind. "Mit 14 wurde ich rausgejagt, mit 23 wieder rein gelassen. Für mich war es aber nie eine Frage, ob ich den Betrieb übernehme", erinnert er sich nicht ohne Humor. Sein 18-jähriger Sohn Joshua ist im zweiten Lehrjahr zum Koch und lernt an der gleichen Schule in Österreich, die Georg Kössel auch besuchte. Natürlich hofft der Vater, dass der Sohn das Familienunternehmen fortführen wird. Aber Georg Kössel sieht sich eher als "mütterlicher Typ" und will seine Kinder zu nichts zwingen. "Führung durch Motivation", nennt er das.

    Tochter Anna, gerade mit dem Abitur fertig, will ohnehin erst einmal für ein Vierteljahr nach Costa Rica, um an einem Urwaldprojekt mitzuarbeiten. Danach geht es zum Studieren nach Berlin. Pauline hingegen kann sich mit ihren 14 Jahren derzeit gut vorstellen, später im Betrieb mitzuarbeiten. "Es wäre schon der Hammer, wenn gleich zwei Kinder zurückkommen", meint Kössel.

    Leichtes statt "Sahnewallfahrten"

    Während seine Eltern nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Gäste mit "Sahnewallfahrten" lockten und gerne mal pro Person "fünf Knödel und zwei Haxen" servierten, geht es heute figurbewusster zu. Frische und leichte, aber doch bodenständige Kost bietet der Bärenchef seinen Gästen. Der Wirt ist sich im Klaren, dass diese sich heutzutage nicht mehr alles vorsetzen lassen.

    "Durch diverse Kochsendungen im Fernsehen sind die Besucher bestens informiert", weiß der Hotelwirt. Im Sommer kann er den Bedarf an frischem Gemüse aus dem eigenen Garten decken. Nächstes Jahr will er ein rund 20 Meter langes Gewächshaus errichten, damit auch im Frühling und Herbst genügend frisches Gemüse vorrätig ist.

    Chili, Stevia und "Kirchenseppl"

    Im eigenen Garten wachsen mittlerweile auch über 40 Kräuter. Darunter heimische und mediterrane, aber auch Chilischoten aus Lateinamerika. Bekannt ist Georg Kössel für seine Teemischungen, die er je nach Jahreszeit variiert. Gesüßt wird mit Stevia, einer natürlichen Süßstoff-Pflanze - selbstverständlich chemiefrei. Auch einige Cocktails fabriziert er aus den Kräutern. Für alle, die zu viel erwischt haben, gibt es mit dem biblischen Ysop - auch als Kirchenseppl bekannt - eine Verdauungshilfe.

    Was empfiehlt der Chef? "Mein Lieblingskraut bleibt Basilikum, weil er beim Kochen einen pfeffrig-blumigen und warmen Geschmack abgibt. Am liebsten mit Knoblauch oder Tropeazwiebeln, die sind sensationell für die Verdauung", ist der Bärenwirt überzeugt.

    Selbst die Pilze für das Restaurant sammelt Georg Kössel selbst und hat einen Tipp für Sammler parat: "Ich gehe zum Pilze finden, nicht zum Pilze suchen." Auch an geheime Plätze glaubt er nicht: "Die Leute gehen meist nur zur falschen Zeit." 25 verschiedene Pilze "findet" er so in den Wäldern rund um Eisenberg - und überlebt hätten bislang auch alle Pilzgenießer, wie er versichert. A

    uch wenn die Woche schon mal 70 Arbeitsstunden hat (Schweine züchtet er auch noch) - steht für Bärenwirt Georg Kössel hundertprozentig fest, dass er einen Traum-Beruf hat: "So ein Laden macht richtig Spaß!"

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