Informations- und Telekommunikation sberufe: Schon jetzt Nachwuchssorgen. Von Jacqueline Fellner Kempten/Allgäu. Wenn Lutz Schneider aus Kempten gefragt wird, was er arbeitet, erklärt der IT-Systemelektroniker: 'Ich installiere Hardware und Software, habe mit Computern und Telefonen zu tun.' Der 19-Jährige ist einer der ersten jungen Allgäuer mit abgeschlossener Ausbildung in einem der vier neuen Berufe im Bereich Informations- und Telekommunikation kurz: IT.
Wer die dreijährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, ist gefragt. IT-Systemelektroniker und Fachinformatiker sind Berufe mit technischem Schwerpunkt. Daneben gibt es die Ausbildung zum IT-Systemkaufmann und zum Informatikkaufmann.
Bewerben kann sich vom guten Hauptschüler bis zum Hochschulabsolvent jeder. Manche Unternehmen machen jedoch Abstriche bei Alter: Viele Systeme, die die ISDN Kommunikations-Systeme P&J Gmb H in Kaufbeuren betreut, sind nur nachts oder am Wochenende zugänglich. Geschäftsführer Jürgen Walter bevorzugt wegen des Arbeitsschutzgesetzes mindestens 18-jährige Azubis.
In diesem Jahr haben 42 Berufsschüler in Kempten die Ausbildung beendet, 62 haben angefangen. Platz für eine dritte Klasse bestünde in Kempten nach Angabe der Lehrer. Doch viele kleine und mittelständische Betriebe halten sich noch zurück. Der Grund: Nicht alle wissen, ob sie überhaupt ausbilden können. Für die Ausbildung eines Systemelektronikers ist eine Berechtigung für Elektroberufe nötig. Doch in den übrigen Sparten ist die Qualifikation nicht eindeutig. 'Durch die rasante Veränderung in der Medienwelt lernt der Ausbilder gleich zusammen mit dem Azubi', so Telekom-Ausbilder Peter Dick. Und Schulleiter Dieter Holzmann gibt unumwunden zu: 'In der Berufsschule sind die Schüler, die sich in einem Bereich spezialisieren, oft eindeutig besser als ihre Lehrer.'
'Wer ein IT-Unternehmen erfolgreich führt, zeigt uns, dass er ein Fachmann ist', so Dr. Josef Amann von der IHK für Augsburg und Schwaben. Auch Krankenhäuser, Banken und Versicherungen könnten in IT-Berufen ausbilden. 'Wir können gar nicht so viele Leute ausbilden, wie wir bräuchten', sagt Peter Dick, der bei der Telekom-Niederlassung Augsburg/Kempten derzeit 23 Lehrlinge betreut. Im nächsten Jahr werden es 30 sein.
'Unser Betrieb muss ausbilden, denn Fachkräfte sind rar', so Christian Skala, Hauptgeschäftsführer des Waltenhofener Unternehmens Scaltel Kommunikationssysteme Gmb H. Fertige Azubis seien heiß umkämpft. Die 'Cracks' im Allgäu zu behalten, ist nicht immer einfach: 'Mit den Angeboten der großen Unternehmen, bis zu 7000 Mark Monatsgehalt, können wir nicht mithalten.'