Rund 10,5 Millionen Euro wurden in der Gemeinde Irsee für die Dorferneuerung investiert - etwa 4,5 Millionen Euro brachte die Kommune auf, erläuterte Bürgermeister Andreas Lieb. Der Augsburger Professor Hans Frei nahm das zum Anlass, bei einer Exkursion für seine Studenten die Gemeinde als beispielhafte Symbiose von Kultur und Kommune vorzustellen. 'Wie gehen Kommunen mit ihrer Kultur um, zu der auch die alten Gebäude gehören', fragte Frei in seiner Einführungsvorlesung 'Kulturmanagement' an der Universität Augsburg. Er hatte als Bezirksheimatpfleger von 1970 bis 1987 noch die Anfänge der Dorferneuerung in Irsee miterlebt.
Diese wurde 2008 abgeschlossen und die Gemeinde inzwischen mehrfach preisgekrönt – zuletzt als einzige Gemeinde in Schwaben vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege besonders gelobt.
'Irsee ist ein gutes Beispiel mit der Klosteranlage, dem Bildungszentrum und auch dem Bürgerengagement', meint Frei. Deshalb lotste er immer wieder Exkursionen nach Irsee. Diesmal waren es 45 Geografie-Studenten, die eine Führung durch die Gemeinde bekamen.
Dabei erläuterten Frei das Bildungszentrum, Bürgermeister Lieb die sanierten Gebäude in der Gemeinde und der frühere Kirchenpfleger Willi Müller die Renovierung der St. Stephanskirche.
Dabei wiesen sie auch auf Details hin – wie schwäbische Bauerngärten, Streuobstwiesen oder traditionelle Bauweisen, die auch bei umfassend sanierten oder wieder errichteten Häusern berücksichtigt wurden. 'Man braucht viel Stehvermögen, denn man darf sich nicht nach dem Wind drehen, wenn man Altes erhalten will', berichtete Lieb und lobte dabei auch Altbürgermeister Rudolf Scharpf. Oftmals seien die Bürger nämlich sehr skeptisch gewesen: 'Was wollt ihr mit dem alten Gelump', hätten sie gefragt. 'Doch jetzt haben wir unsere Identifikationspunkte', so der Bürgermeister.
Aber nicht nur die politischen Funktionsträger hätten Mut bewiesen, meinte Frei. Auch die Bürger ließen sich anstecken: Sie wirkten bei den Kulturtagen mit, gründeten die Kulturstiftung (2007) oder den Förderverein für die St. Stephanskirche (1996), der erheblich zum Erhalt der früheren Pfarrkirche beitrug, berichtete Müller.
Und der Katholische Frauenbund brachte ein Irseer Backbuch heraus, mit dem er den Altar der Kirche co-finanzierte, so Müller weiter. 'Ohne aktive Vereine und Bürger, die sich über Jahre engagieren, ist eine vielfältige Dorfkultur nicht zu erhalten', meinte Frei. Für viele Studenten waren ein solches Bürgerengagement und diese politische Beharrlichkeit neu. Müller mahnte deshalb: 'Das solltet ihr euch merken, wenn ihr später mit Kultur zu tun habt.