Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Der Aasfresser aus dem lichten Wald

Baisweil / Ostallgäu

Der Aasfresser aus dem lichten Wald

    • |
    • |

    Üblicherweise tun sich Tagfalter in erster Linie an Blüten gütlich, um dort den Nektar zu saugen. Der Gelbringfalter fällt da etwas aus dem Rahmen. Das Insekt mag zwar Gräser, hat aber auch einen anderen, strengen Geschmack: Kot und Aas, wie etwa überfahrene Frösche oder tote Ringelnattern. Der sonderliche Schmetterling lebt zurückgezogen nur in lichten Wäldern mit einer gewissen Luftfeuchtigkeit. Doch die gibt es immer weniger, weshalb der Gelbringfalter vom Aussterben bedroht ist. Bei Baisweil wurde die letzte Population im Ostallgäu gefunden.

    Bereits im Sommer zogen der Biologe Matthias Dolek und seine Kollegen aus dem Büro Geyer und Dolek über das Land, um die bedrohten Edelfalter ausfindig zu machen. Ein Wegweiser war für die Biologen die Art des Waldes. "Der Gelbringfalter ist an lichte Wälder gebunden und hat besondere Ansprüche an das Mikroklima, das relativ warm, leicht sonnig, geschützt und feucht sein muss. Und Ansprüche an den Grasunterwuchs des Waldes als Nahrung für die Raupen", erläutert Dolek. Nicht nur diese Falterart ist bedroht, sondern viele weitere Insekten in solchen Gegenden. Denn lichte Wälder gelten den Besitzern als nicht lukrativ: Entweder verschwinden sie deshalb oder sie verwildern - was manchmal ein Glück für den Gelbringfalter ist.

    Denn bei Baisweil im sogenannten Riedmähderwald in Richtung Oggenried wurden Dolek und seine Kollegen fündig und trafen dort auf eine Population. "Das ist wahrscheinlich die Letzte im Ostallgäu", meint Janina Schaper von der Unteren Naturschutzbehörde. Offiziell gibt es jedenfalls nur noch fünfzehn Populationen in Schwaben. Die Baisweiler ist die einzige im Landkreis. Ohnehin hat der Gelbringfalter in Süddeutschland seine letzten Refugien - im übrigen Deutschland ist er längst ausgestorben und in Mitteleuropa stark bedroht.

    Deshalb fällt der Edelfalter auch unter ein Artenschutzprogramm des Freistaates. "Ziel der Regierung von Schwaben ist es, die letzten verbliebenen Populationen zu sichern und ihre Lebensräume zu sichern", erklärt Dolek. Sein Büro wurde mit der praktischen Ausführung beauftragt.

    "Wunderbar, dass die sich darum kümmern", meint Schaper. Denn die Naturschutzbehörde könnte das zeitlich gar nicht leisten.

    Dazu gehört nämlich nicht nur das Auffinden der raren Schmetterlinge, sondern auch der Kontakt mit den Land- und Waldbesitzern: "Die sollen bei gezielten Maßnahmen finanziell unterstützt werden", so Dolek.

    Denn für den optimalen Lebensraum müssen teilweise Bäume in den lichten Wäldern gefällt oder die Riedgräser Seggen oder Fiederzwenken angepflanzt werden. Das macht die Waldbesitzer skeptisch. Freiwillig würde man das auf jeden Fall unterstützen, aber sich einem Programm zu unterwerfen, sei etwas anderes. Dennoch ist Dolek optimistisch, denn Interesse an der Arterhaltung der letzten Gelbringfalter im Ostallgäu sei bei den Baisweilern vorhanden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden