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Dependance als künftiges Bio-Schloss

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Dependance als künftiges Bio-Schloss

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    Unterdießen (wad). - Recht wechselhaft liest sich die Geschichte des Schlosses Unterdießen mit dem dazugehörigen, gleichnamigen Ort. Bereits zur Römerzeit führte hier die Via Claudia als erste Römerstraße dieses Gebietes von Augsburg über Erpfting nach Epfach, wo sie die Straße von Kempten nach Raisting kreuzte. Im Landsberger Kreisheimatbuch des ehemaligen Landrats Bernhard Müller-Hahl steht zu lesen: 'Über dem Schirm von Tannen, Ahornen und Ulmen erhebt sich die Stammburg des edelfreien Geschlechts der Dießer.' Wobei der Name 'Diezen' entweder vom althochdeutschen 'Diuzan' (ein sich erhebender Berg) oder vom mittelhochdeutschen 'Tosen' (Ort am tosenden Bach) abgeleitet werden kann. Nicht genau bekannt ist, ob der Ort bereits von den Alemannen im vierten und fünften Jahrhundert oder durch die Bajuwaren 100 Jahre später gegründet wurde. Auf alle Fälle saßen hier ab dem 10. Jahrhundert die Welfen und nutzten offenbar den ehemaligen Wachturm als Fliehburg, um diese später zum Schloss auszubauen. Das Geschlecht der Freyberg baute im späten Mittelalter, nachdem es für seine treuen Kriegsdienste den Besitz zugesprochen bekommen hatte, das heutige Schloss. Recht abwechslungsreich zeichnet sich die Besitzerfolge bis zu diesem Zeitpunkt ab und besagt letztendlich, dass 1580 Wernher von Freyberg allen Besitz von den Erben des Jakob von Landau, Herr zu Waal und Unterdießen, kaufte.

    Ein Brand veranlasste seinen Sohn Werner Hektor, das Schloss 1589 von den Grundmauern her neu zu errichten. Weitere zahlreiche Wechsel der Schlossherren sind bis zu dem Zeitpunkt zu verzeichnen, als es 1820 an den Erbprinzen Erwin von der Leyen verkauft wird. Von diesem wird das Schloss Waal als Hauptsitz genutzt, während Unterdießen mehr oder weniger als 'Dependance' zu bezeichnen ist. Mittlerweile wechselten erneut die Eigentümer und 2002 ist es nach unterschiedlichster Nutzung recht heruntergekommen in den Besitz eines Privatmannes gelangt, der es mit Fördergeldern der Europäischen Union und des Landesamtes für Denkmalschutz umbaut. Der neue Besitzer renoviert und saniert gegenwärtig den Bau, damit dieser sein barockes Aussehen wieder erhält. Die Baumaßnahmen begannen im Herbst vergangenen Jahres und werden wahrscheinlich gegen Ende 2006 abgeschlossen sein. Dann sollen die zugehörigen 14 Hektar Land für Bio-Landbau genutzt werden und für den Eigentümer im ersten und zweiten Geschoss jeweils eine Wohneinheit unter weitgehendem Erhalt der alten baulichen Einrichtungen entstehen. Ein Damwildgehege ist ebenfalls vorgesehen. Im Erdgeschoss soll ein Verkaufsraum für landwirtschaftliche Produkte, auch in veredelter Form, entstehen, dem Lagerräume auf dieser Ebene angegliedert werden. Bei einem Rundgang durch das alte, nahezu entkernte, historische Schloss lässt sich nur erahnen, welche handwerklichen Fähigkeiten die damit befassten Firmen (größtenteils aus dem Landkreis) aufwenden müssen, um Schloss Unterdießen wieder in seinem ursprünglichen Glanz erstrahlen zu lassen. 'Allein die Zimmererarbeiten am Dachstuhl wie an den Böden der einzelnen Etagen erforderten meisterliche Fähigkeiten, die ich sehr zu schätzen weiß', betont der neue Schlossherr, der sich mit diesem Schloss, wie er zugibt, zwei Träume verwirklicht hat: Er wollte schon immer einen alten Bauernhof oder eben ein Schloss sein Eigen nennen und zweitens möchte er biologische Landwirtschaft betreiben: 'Und vier bis fünf Arbeitsplätze im landwirtschaftlichen Bereich werden dadurch ebenfalls zu besetzen sein.'

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