Großes 1860-Fanclub-Treffen in Geisenried Zwei Profis des Fußball-Bundesligisten kommen Von Andreas Filke Geisenried/Thalhofen Der Vietnam-Krieg ist in vollem Gang und hinterläßt Tod und Vernichtung. Die Beatles ziehen von Liverpool aus, mit ihrer Musik die Welt zu erobern. Die so genannte sexuelle Revolution bricht los. Die 60er waren bewegte Jahre. Und dann gab es da noch die jungen Buben rund um Geisenried, denen im zarten Kindesalter eins viel wichtiger war: Der TSV 1860 München wurde unter Max Merkel deutscher Fußball-Meister. 1966 war das. Hinzu kam, dass ein Geisenrieder Fußballer in München tätig war und bei den 'Löwen' mittrainieren durfte. 'Wenn der am Wochenende kam, hat er uns alles über 60 erzählt. Das ließ einen nicht mehr los', erinnert sich Alban Mayr an seine Kindheit. Gut 30 Jahre später ist er Schriftführer der 'Löwen'-Freunde Geisenried/Thalhofen. Der 1860-Bazillus ergriff ihn damals ebenso wie die Vorstandskollegen Franz Guggemos und Meinrad Brell.
In Aitrang ältester Club
'Etliche von uns waren jede zweite Woche beim Heimspiel. Irgendwann kam die Idee, einen Fanclub zu gründen', berichtet Mayr. Ein 'Löwen'-Turnier in Geisenried gab schließlich den Anstoß. Am 17. Juli 1998 schlug die Geburtsstunde der 'Löwen'-Freunde Geisenried/Thalhofen.
Nun fiebern alle einem großen Ereignis entgegen: Die Gemeinschaft richtet am morgigen Sonntag im Gasthaus Martin in Geisenried das Treffen der Region Allgäu aus. Abordnungen aller 20 Fanclubs werden für 13.30 Uhr erwartet und nicht nur die. Der TSV 1860 schickt mit Holger Greilich und dem österreichischen Nationalspieler Christian Prosenik zwei Bundesliga-Kicker zur Feier am Ende einer erfolgreichen Saison. Die 'Löwen' stehen in der Qualifikation zur Champions-League. Sollten sie die erreichen, wäre es ein weiterer Meilenstein in der Geschichte.
So weit mag Helmut Zotz, Vorsitzender des Fanclubs Geisenried/Thalhofen, noch gar nicht denken. 'Gegen Meppen, das war für mich das schönste Spiel.' Das war 1994, der TSV stieg wieder in die erste Liga auf. Nach Schulden von acht Millionen Mark hatte der Deutsche Fußball-Bund die Münchener 1982 aus dem bezahlten Fußball in die Bayernliga verbannt.
Der oberste Löwe
1992 kommt Werner Lorant als Trainer. Von nun an geht es bergauf. 'Ohne Lorant und den Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser gäbe es die 60er nicht mehr', ist Zotz sicher. Er muss es wissen. Zwölf Jahre lang war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Fanclubs, Deutschlands oberster 'Löwen'-Fan sozusagen. Er pflegte dadurch engen Kontakt zum Verein. 'Damals haben wir noch selbst für Fan-Artikel gesorgt', sagt er. Die Verbindungen zu den Firmen hatte er, weil er in Aitrang ein Sportgeschäft betreibt und dort auch einen Fanclub ins Leben gerufen hatte. Es ist mit 23 Jahren der älteste Club im Ostallgäu.
Als die 60er dem Abstieg in die Landesliga nahe waren, ließ er Aufkleber drucken. 'Einmal Löwe, immer Löwe', war darauf zu lesen. Das Motto gilt weiter bei den Fans wie beim Verein. 'Die Löwen sind neben dem FC St. Pauli oder Schalke 04 einer der letzten Vereine mit Herz, in dem nicht die Geldbörse das gesamte Handeln regiert', schreibt der TSV auf seiner Homepage im Internet. 'Stimmt', bestätigen die Fans die Stimmung, in der sie sich wohl fühlen, die sie in ihren Bann zieht.
Darum sollen sich die beiden Profi-Fußballer, die in Geisenried mit Spannung erwartet werden, 'unters Volk' mischen und den direkten Kontakt zu den Fans suchen. 'Podiumsdiskussion? Nein, das ist nichts für uns.'