Die Mutter Lehrerin, der Vater Volksschuldirektor: Bei dieser Konstellation ist in vielen Familien der Beruf des Sohnes vorprogrammiert. Im Hause Ambros im niederösterreichischen Wolfsgraben allerdings lief es erstens anders und zweitens als die Eltern dachten. Mag sein, dass Sohn Wolfgang der Umzug, oder wie man in Österreich sagt: das Umsiedeln nach Wien nicht so recht bekommen wollte. Jedenfalls flog er dort vom Gymnasium. Nichts mit Matura (Abitur), nichts mit dem Beruf des Pädagogen. Wolfgang Ambros (57) wurde Musiker, und im Interview mit unserer Zeitung vor seinem Auftritt am 30. April im Festspielhaus Füssen bekennt er: "Das ist im Grunde das Einzige, das ich gut kann."
Frage: 1971 haben Sie erstmals in kleinem Kreis Lieder zu Besten gegeben. Noch heute, 38 Jahre danach, stehen Sie auf der Bühne. Haben Sie Ihre Musik verändert und dem neuen Trend ein bisschen anpassen müssen?
Ambros: Nein, das habe ich nie getan. Im Gegenteil: Ich bin meinem Stil immer treu geblieben. Und vielleicht ist das ja auch mein Erfolgsgeheimnis - die große Authentizität.
Läuft man da nicht Gefahr, dass das Publikum auch immer älter wird und irgendwann keine Lust mehr hat, in ein Konzert zu gehen?
Ambros: Was mich sehr freut: Ich stelle fest, dass auch viele jüngere Anhänger meiner Musik in all den Jahren hinzugekommen sind. Natürlich gibt es auch die, die schon immer da waren und mich quasi ein Leben lang begleiten. Die tun mir ebenfalls gut.
Ein Leben mit Musik: Wollten Sie nie etwas anderes machen?
Ambros: Nein. Die Musik hat mein Leben aus einem einfachen Grund bestimmt: Ich habe nie etwas anderes wirklich gekonnt. Deshalb mache ich so lange weiter, wie es noch geht. Und ich muss sagen: Ich fühle mich noch immer bei jedem Konzert sehr gut. Dieser Tage waren mein Keyboarder und ich in Innsbruck. Ein tolles, gemütliches Konzert, bei dem sehr viele Erinnerungen in mir aufgekommen sind und ich mir am Schluss dachte: Hast doch eigentlich eine Menge an tollen Liedern geschrieben.
Wobei Sie auch ein Projekt abseits der Musik laufen haben.
Ambros: Stimmt. Das ist mir auch sehr wichtig. Als ich erfahren habe, wie katastrophal die medizinische Grundversorgung in Kenia ist, war mir klar, dass ich mich in dieser Hinsicht engagieren muss. Es geht um ein Spital in Kwale. Man kann sich vorstellen, was es für die Ärzte dort bedeutet, medizinische Hilfe zu leisten und nicht einmal eine zuverlässige Wasserversorgung zu haben. Mit Dr. Therese Schwarzenberg habe ich vor fünf Jahren ein Projekt gegründet - und unlängst ist das Gebäude für den OP-Trakt fertig geworden. Unser Ziel ist die medizinische Grundversorgung für rund 500000 Menschen.
Wenn Sie die Probleme in Ihrem Land und in Europa sehen. Bringt Sie das regelmäßig zur Weißglut?
Ambros: Nicht unbedingt, ich reagiere heute auf vieles gelassener als früher. Schließlich habe ich einiges erlebt in meinem Leben. Allerdings: Die Konzertabende auf der Bühne erlebe ich heute zum Teil noch intensiver als früher. Ein schönes Gefühl.
Karten im Vorverkauf für das Konzert mit Wolfgang Ambros am Donnerstag, 30. April (19.30 Uhr), im Festspielhaus Füssen gibt es unter anderem unter der Telefonnummer: 08362/5077-212.