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"Den drohenden Abriss hat der Landwirt selbst provoziert"

Haldenwang

"Den drohenden Abriss hat der Landwirt selbst provoziert"

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    "Den drohenden Abriss hat der Landwirt selbst provoziert"
    "Den drohenden Abriss hat der Landwirt selbst provoziert" Foto: ralf lienert

    Bayernweit hat er für Aufsehen gesorgt, der als "Solarstadel" bekannte Bau auf einer Wiese zwischen Haldenwang und Börwang. Er ging wegen seiner Größe (zehn Meter hoch und in Ständerbauweise errichtet) durch Presse, Funk und Fernsehen. Wie berichtet muss das Holzbauwerk, das mit einer Photovoltaikanlage bestückt ist, laut Urteil des Verwaltungsgerichts Augsburg abgebaut werden. Der Besitzer des Stadels (ein Landwirt aus Haldenwang) hatte gegen den Abrissbescheid des Landratsamts Oberallgäu vergebens Widerspruch eingelegt (Berufung beim Verwaltungsgerichtshof ist allerdings möglich). Jetzt wird erwartet, dass weitere überdimensionierte Stadel auf den Prüfstand kommen.

    Der Landwirt habe seinen Berufskollegen einen "Bärendienst" erwiesen, urteilt Haldenwangs Bürgermeister und Oberallgäuer Vorsitzender des Gemeindetags, Toni Klotz. Solche Stadel (100 Quadratmeter überbaute Fläche, bis zu 140 Quadratmeter Dachfläche) sind nämlich von Bauern genehmigungsfrei zu errichten, sie gelten als "privilegiert". Aber nur, so Klotz, wenn sie auch landwirtschaftlich genutzt werden. Das bedeutet, Vieh oder Maschinen müssen untergestellt, Futter oder Holz gelagert werden. Der Bauer habe sein Recht "über die Maßen ausgenutzt".

    Bald weitere auf dem Prüfstand

    Dieser Meinung ist auch Alfred Enderle, Oberallgäuer Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband (BBV), denn der Stadel diene als "Aufständerung für Solartechnik" und nur untergeordnet der Landwirtschaft. Dass das Landratsamt eingegriffen habe, sei folgerichtig. Enderle glaubt, dass weitere "Solarstadel" im Landkreis nun auf den Prüfstand kommen.

    In einer Berechnung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sei im Fall Haldenwang nachgewiesen worden, dass der Stadel für den Zweck der Futterlagerung weit überdimensioniert ist für die 1,25 Hektar große Fläche im Süden von Haldenwang. Anders verhält es sich laut Bürgermeister Klotz bei dem zweiten "Solarstadel", den der Bauer aus dem nordwestlichen Gemeindegebiet in der Nähe seines Hofs errichtet hat. Er hat laut Klotz "exakt die gleichen Maße".

    Dort sei aber aus baurechtlicher Sicht nichts einzuwenden, denn "dort rechtfertigt die Betriebsfläche von über 40 Hektar rein rechnerisch die Größe".

    Kritik allerdings gebe es an der Dachform. "Ein steiles Pultdach ist atypisch für unsere Region", urteilt Klotz. Das Amt für Landwirtschaft habe sich in einem Gespräch mit Vertretern der Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu und Lindau darauf verständigt, wenn rechtlich möglich, auf ein Satteldach zu bestehen.

    Denn vom Grundsatz her sei eine Einspeisung von Strom von privaten Dächern ja zu begrüßen und politisch gewollt, "aber kritisch wirds, wenn die Privilegierung landwirtschaftlicher Bauten offensichtlich ausgenutzt wird". Das sei im Fall des Stadels auf der grünen Wiese bei Haldenwang auch aus Sicht von Klotz - und der Richterin des Verwaltungsgerichts - der Fall.

    "Stört mich nicht"

    Und was sagt die Bevölkerung dazu? André Krichel (35) ist die Dimension des Stadels "völlig wurscht". Die Haldenwangerin Aloisia März sagt: "Er stört mich nicht, denn ich seh ihn von meiner Wohnung aus nicht - und außerdem ist er ruhig, bimmelt wenigstens nicht." Einer 54-Jährigen, die namentlich nicht genannt werden möchte, ist er dagegen ein Dorn im Auge. Er sei "unpassend" auf dieser Wiese vor schöner Bergkulisse. Ihre Meinung ist: "Den drohenden Abriss hat der Landwirt selbst provoziert."

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