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Demenz: Angehörige fordern mehr Infos, Experten bessere Vernetzung

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Demenz: Angehörige fordern mehr Infos, Experten bessere Vernetzung

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    Demenz: Angehörige fordern mehr Infos, Experten bessere Vernetzung
    Demenz: Angehörige fordern mehr Infos, Experten bessere Vernetzung Foto: dpa

    Berührend, intensiv, individuell, mittendrin, aber immer positiv: Aus diesen Blickwinkeln hat der Fotograf Michael Hagedorn Demenzkranke begleitet und ihnen unter dem Motto "Konfetti im Kopf" eine ganze Kampagne gewidmet.

    Im Haus der Senioren sind 20 seiner Fotografien derzeit ausgestellt. Hergeholt hatte die Ausstellung die Alzheimer Gesellschaft Allgäu. Sie stellte im Rahmen einer Podiumsdiskussion bei der Vernissage gleich die provokante Frage: Kempten - eine demenzfreundliche Stadt? Rund 60 Besucher verfolgten kritisch die Aussagen der zehn Experten am Podium. Dabei zeigten sich schnell die "Schwachstellen": Regina Echt als Angehörige nannte fehlende oder mangelhafte Information über Angebote, Tagespflegen oder Betreuungen. Sie kam erst vor zwei Jahren mit Mann und der demenzkranken Mutter nach Kempten.

    "Wer demenzfreundlich sein möchte, der muss auch ausreichend Wissen um diese Erkrankung haben", sprach Moderator Gerhard Wagner, Vorsitzender des bayerischen Landesverbands der Alzheimer Gesellschaft, die wichtigen Komponenten der Vernetzungsarbeit und des Informationsflusses an. Professor Dr. Peter Brieger vom Bezirkskrankenhaus Kempten betonte, wie wichtig eine einheitliche Koordinierungsstelle wäre.

    Demenz sei eine Erkrankung, die "kann mich oder Sie in einigen Jahren treffen", sagte Silvia Schley, Pflegedienstleiterin und Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Allgäu. Auch mit Blick auf das Seniorenpolitische Gesamtkonzept sei die Podiumsdiskussion zu sehen. Prof. Dr. Johannes Zacher von der Fachhochschule Kempten informierte über den aktuellen Stand des Konzepts. Zum einen werde immer klarer: Es brauche eine zentrale Beratungsstelle für Senioren in Kempten, zum anderen brauche es langfristig Zusammenschlüsse in den Stadtteilen.

    Bürgermeister Josef Mayr stellte in den Raum: "Vor 15 Jahren war der Status der Menschen mit Behinderung noch ganz anders, heute gehören sie dazu." Ähnlich müsse ein Umdenken stattfinden, was Menschen betrifft, die an einer Demenzerkrankung leiden. Mayr: "Unsere Gesellschaft muss es aushalten, dass jemand nicht dem Klischee entspricht - und eben doch mal am Kaffeehaustisch sitzt und sabbert."

    Christine Rietzler von der Tagespflege in Haldenwang nannte ihren Ort demenzfreundlich. Die Gemeinde übernehme seit zehn Jahren die Defizite. Begegnungen von Alt und Jung seien dort möglich. "Mehr darüber reden, ist das Allerwichtigste", verlangte Konstanze Könning-Egetmeyer. Und Lothar Köster ergänzte: "Die Behinderungen in unseren Köpfen müssen verschwinden, dann tun wir uns leichter."

    Letztlich listete man gemeinsam auf, welche Angebote in Stadt und Land bereits vorhanden sind:

    Die Alzheimer Gesellschaft Allgäu gibt es seit drei Jahren. Sie führt jährlich über 50 Beratungen durch (Telefon 0831/9606232)

    Das Bezirkskrankenhaus Kempten bietet Gedächtnistraining an (Telefon 0831/54026228) und Kurse für Angehörige von Demenzkranken (0831/54026228).

    Es gibt zwei Angehörigengruppen, die von Caritas, Diakonie und BKH mit getragen werden.

    Unter anderem die Diakonie bietet Betreuungsnachmittage in der evangelischen Sozialstation und in der Seniorenbetreuung Haldenwang

    l Laut Manfred Mair von der AOK gibt es seit zwei Jahren Betreuungspauschalen für Pflegende. (mor)

    Die Ausstellung "Demenz berührt mit vielen Gesichtern" bleibt bis Mitte Februar im Haus der Senioren, Schützenstraße 2.

    Silvia Schley von der Alzheimer Gesellschaft war besonders von diesem Foto berührt, das einen Patienten zeigt, der sich an Düfte erinnert. Die Bilder von Michael Hagedorn im Haus der Senioren zeigen die Erkrankung auf einfühlsame Weise. Foto: Monika Rohlmann

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