Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Dem Schock folgt offener Brief aus Marktoberdorf

Allgäu

Dem Schock folgt offener Brief aus Marktoberdorf

    • |
    • |

    Marktoberdorf(sg). - Schockiert, vor den Kopf gestoßen, entsetzt: Ein Schreiben des Bischöflichen Ordinariats vom 10. März hat viele Christen in der Region aufgerüttelt: Denn darin heißt es, dass das Festival 'Musica Sacra International' zwar ganz einerseits eine gute Sache sei. Dass aber andererseits Moselms, Buddhisten und Hinduisten nicht mehr in katholischen Gotteshäusern auftreten dürfen (wir berichteten). In Marktoberdorf haben nun die Buchhändlerin Marlies Pötzl und der Regionalvertreter der Kirchenvolkbewegung 'Wir sind Kirche', Wilhelm Müller, eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen. Sie setzen sich in einem offenen Brief dafür ein, den 'sakralen Raum unserer Kirchen' auch weiterhin für die Idee dieses Festivals, der 'Begegnung der Weltreligionen', zu öffnen. In einem offenen Brief wenden sie sich an das Bischöfliche Ordinariat in Augsburg. Sie drücken darin ihr Entsetzen aus über das Auftrittsverbot von islamischen, buddhistischen und hinduistischen Ensembles in katholischen Kirchen. Sie berufen sich auf die Bischöfe Stimpfle und Dammertz, die die Idee von 'Musica Sacra' unterstützt hatten und schreiben weiter: 'Wir empfinden die Einschränkung auf christlich-jüdische Gruppen als echte Verarmung, (), ja als Boykott des Auftrags unserer Kirche, sich den Weltreligionen zum interreligiösen Dialog zu öffnen, wie es das II. Vaticanum, wie es unser verstorbener Papst Johannes Paul II. ausgesprochen haben'. Pötzl und Müller verweisen auch auf die Trauerreden für den jüngst verstorbenen Papst, in denen immer wieder darauf hingewiesen worden sei, dass dieser die Vision hatte, die Weltreligionen einander näher zu bringen.. In diesem offenen Brief an das Bischöfliche Ordinariat unterstreichen Müller und Pötzl des weiteren, dass der von der Diözesanleitung eingeforderte 'echte Dialog' in Marktoberdorf seit Jahren stattfinde. Eine ganze Reihe bedeutender Theologen und Persönlichkeiten äußerten sich im Sinne des interreligiösen Austausches in den bisher erschienenen Programmheften zum Thema 'Weltreligionen'. Sie weisen auch darauf hin, dass seit 1994 begleitend zum Festival zahlreiche Vorträge stattgefunden haben. 'Leider', so schreiben sie weiter, 'haben sich Vertreter der Diözese in diesen Dialog nicht eingebunden'. Wilhelm Müller sagt: 'Wenn wir offen zugehen auf die Menschen anderer Weltreligionen, kommt ein Echo'.. Und bereits das II. Vatikanische Konzil habe so viele Möglichkeiten in diese Richtung geschaffen. Nicht nachvollziehbar ist für Müller aus theologischer Sicht, warum zwar Juden nach wie vor in den katholischen Kirchen mit geistlicher Musik auftreten könnten, nicht aber Moselms. Schließlich, so Müller, hätten Juden, Christen und Muslime den gleichen Stammvater, Abraham.

    'Laien nicht eingebunden' Nicht zuletzt kommt in diesem offenen Brief aus Marktoberdorf an das bischöfliche Ordinariat die Enttäuschung zum Ausdruck, dass die Laiengremien vor der Entscheidung nicht eingebunden worden waren - weder die betroffenen Pfarrgemeinderäte noch der Diözesanrat seien in dieser 'wichtigen Sache gefragt und gehört worden.' Wie berichtet, wird von Politikern der Region auch weiterhin das Gespräch mit den Verantwortlichen in der Diözese Augsburg gesucht. Auch von Seiten des Musikrates, Träger des Festivals, setzt man auf den erneuten Dialog. i Mit dem offenen Brief liegen in Marktoberdorf Unterschriftenlisten aus im Rathaus, bei den Buchhandlungen Glas und Pötzl sowie beim Service-Center der Allgäuer Zeitung in der Jahnstraße 7.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden