Von Günter Walcz, Memmingen - Eigentlich zählen sie zu den 'heimlichen' Tieren, wie der Jäger sagt. Das gilt insbesondere für den Baummarder. So manch ein Steinmarder ist den Autobesitzern aber geradezu unheimlich geworden. Spätestens dann, wenn der Wagen nicht mehr anspringt und man unter dem Motorraum kleine Gummi- oder Dämmstoff-Stückchen findet, weiß man: Er war wieder einmal am Werk - und es wird unter Umständen teuer. Es gibt viele Erklärungen für das Verhalten der Tiere, so richtig bewiesen ist aber keine davon. 'Während der Baummarder ganz selten geworden ist und nicht in die Ortschaften kommt, hat sich der Steinmarder überall breit gemacht', sagt Anton Richter, Jagdberater im Altkreis Memmingen und in Illertissen. Eine große Rolle dabei, dass die Tiere so stark in die Orte drängen, spiele die Tatsache, dass sie immer mehr Fressbares finden. Zudem ständen viele Stadel und Schopfe leer und darin fühle sich der Marder besonders wohl. Weshalb die Tiere sich an Kabeln, Schläuchen und Dämm-Material von Autos zu schaffen machen, das weiß Richter auch nicht so genau. Irgendwie müsse dem Marder die Kabel-Isolierung besonders zusagen. Das gelte aber nicht nur für Autos. So habe eines dieser Tiere vor einiger Zeit die Kabel zum Geläut der Babenhausener Kirche durchgefressen. Das sei erst bemerkt worden, als die Glocken nicht mehr funktionierten. Den Marder habe man dann in 'Etappen' erwischt. Zuerst sei seine Lunte (Schwanz) in der Falle 'gefangen' worden und ein Jahr später der schwanzlose Marder.
Sigmund Büchele, Biologie-Lehrer am Vöhlin-Gymnasium, meint, dass die Marder in Kabeln so etwas wie eine Beute sehen. Geruch und Wärme müssten dabei eine Rolle spielen. Auffällig sei, dass bestimmte Autotypen, die gewisse Materialien enthielten, stärker betroffen seien als andere. Peter Weber vom Autohaus Baumann bestätigt, dass die Fahrzeuge nach wie vor von Mardern heimgesucht werden. Zwar habe man vieles verbessert, was den Tieren das Anfressen von Kabeln schwerer mache, doch gebe auch das keine völlige Sicherheit. Gute Erfolge seien mit dem elektronischen Marderschutz zu erzielen. Die Tiere würden durch einen Pfeifton, den das menschliche Ohr nicht wahrnehme, abgeschreckt. 'Die Viecher tun das ganze Jahr über ihr Werk und besonders schlimm ist es im Frühjahr und im Herbst', sagt Timo Brugger vom Autohaus Seitz. Besondere Leckerbissen seien offensichtlich die Ladeluftschläuche bei Diesel-Fahrzeugen. Beim Benziner ständen Kühlwasserschläuche oben auf der 'Speisenkarte'. Es gebe mechanische und elektronische Schutzmaßnahmen, Duftstoffe und Sprays, so Herbert Kracker vom Autohaus Fischer. Hundertprozentig wirke nichts davon. 'Schäden haben wir ständig. Die Marder fressen sogar die Wagen auf unserem Hof an', sagt Ralf Unold vom Autohaus Hofmann. Das Wichtigste sei die gründliche Motorwäsche, wenn ein Auto heimgesucht wurde. Die Tiere würden ihr Revier mit Urin markieren. Das rieche ein anderer Marder und der gehe dann gezielt in den Motorraum.