Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Davids Wunschkonzert

Kempten

Davids Wunschkonzert

    • |
    • |
    Davids Wunschkonzert
    Davids Wunschkonzert Foto: ralf lienert

    So ein smarter Typ! David Garrett bräuchte eigentlich gar keine Geige. Er würde auch so zum Star taugen. Wie er mit Schlafzimmerblick in die Welt schaut, wie er permanent lächelt, als ob er Glückspillen geschluckt hätte, wie er nett Anekdoten aus seinem scheinbar ganz normalen Leben erzählt - der Mann zieht mühelos das Publikum in seinen Bann.

    Aber David Garrett hat noch etwas zu bieten, das ihn in der Gunst des deutschen Konzertpublikums weit nach oben katapultiert hat. Er kann verdammt gut und höllisch schnell Geige spielen. Und weil er mit seinem von Meister Stradivari im Jahr 1710 gebauten Instrument nicht nur Klassisches zum Besten gibt, sondern auch Rockiges und Poppiges, hat der 27-Jährige inzwischen ein riesiges Heer von Fans.

    So ist es kaum zu glauben, dass der Veranstalter "Allgäu-Concerts" Angst hatte, Garrett würde die Big Box in Kempten nicht füllen können. Ausverkauft war die Halle. Über 3000 Menschen, bunt gemischt und in allen Altersklassen, wollten den Pop-Schönling mit den langen blonden Haaren hören - und sehen.

    Grenzgänger nennt man Musiker wie ihn. Garrett, das ehemalige Wunderkind auf der Geige, hat irgendwann gemerkt, dass ihn Bach und Brahms alleine nicht glücklich machen. Dass es noch andere Musik gibt, die ihn beflügelt: Rock, Pop, Jazz und Folklore. So bringt er seit einigen Jahren eine Mixtur aus alledem unter die Leute. Es sind seine Lieblingslieder - und zufällig sind es auch die Lieblingslieder eines großen Publikums.

    Und so stehen auch an diesem Abend in der Big Box Klassik-Hits von Vivaldi ("Die vier Jahreszeiten") und Bach ("Air") neben "Who wants to live forever" von Queen, "Summertime" von George Gershwin oder Filmmusik aus "Fluch der Karibik". Auch Selbstkomponiertes stellt Garrett vor - nette Melodien. Offenbar ist Garrett ein Romantiker reinsten Wassers.

    Begnadeter Selbstdarsteller

    Für Puristen ist das nichts. Alles schmeißt er in seinen geigerischen Schmelztigel, formt daraus mal eine Abgeh-Nummer mit groovender Rockband, mal eine Schnulze mit Orchesterbegleitung, mal eine Hymne zum Mitklatschen. Je schneller er spielt, desto mehr Applaus erhält er.

    Eines seiner Paradestücke ist Rimski-Korsakows Schnellzug-Stück, der "Hummelflug". In gut 65 Sekunden kann er es herunterreißen und hat damit den Einzug ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Doch ihn auf Rekorde zu reduzieren, wäre falsch. Garrett hat viel mehr drauf: Wie lebendig er den Sommer von Vivaldi spielt, wie zart er Dvoáks Humoresque spinnt, wie furios er Montis Csárdás abspult - das ist Weltklasse.

    Wie viele Topstars, ist auch Garrett ein begnadeter Selbstdarsteller. Keinem der vorzüglichen Band-Kollegen räumt er Entfaltungsmöglichkeiten ein, mit keinem Orchestermusiker sucht er einen Dialog. Seine Geige tönt über allem. Vielleicht sollte der smarte Typ noch ein besserer Teamspieler werden.

    Garrett tritt am Freitag, 17. Juli (20 Uhr), beim Open Air auf Schloss Salem (Bodensee) auf. Karten: 01805/132 132.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden