Am Mittwoch hat der Deutsche Alpenverein (DAV) in einer Pressekonferenz in München ihre Bergunfallstatistik für die Jahre 2020 und 2021 präsentiert. Dabei fällt auf, dass die Zahl der Unfälle und Notfälle deutlich gesunken ist im Vergleich zu anderen Jahren. Allerdings wird wegen des trockenen und heißen Sommers 2022 die Lage in den Bergen immer gefährlicher.
Infos zu den Zahlen
Zu Beginn der Pressekonferenz betonte Markus Grübl, der Pressesprecher des DAV, dass die Quoten und Zahlen sich nur auf DAV-Mitglieder beziehen. Die Statistik wurde anhand von Daten des Zeitraumes 01.11.2020 bis zum 31.10.2021 erstellt und bezieht weltweite Bergunfälle von DAV-Mitgliedern ein. Daher gibt es keine Zahlen zu regionalen Bergunfällen, wie beispielsweise im Allgäu.
"Bergsport-Boom"
Allgemein konnte festgestellt werden, dass es im Jahr 2021 einen regelrechten "Bergsport-Boom" gab. Dabei sind Unfälle und Notfälle zurückgegangen und auch Blockierungen, wenn sich beispielsweise ein Wanderer verirrt hat und nicht mehr aus eigener Kraft zurück kann sind zurückgegangen.
Unfallzahlen 2021
Insgesamt wurden im Jahr 2021 669 Unfälle von DAV-Mitgliedern registriert. Im Vergleich zum Vorjahr (935) ist das ein Rückgang von 26 Prozent. Mit 32 Bergtoten gab es keine Veränderung zum Vorjahr. Dennoch ist diese Zahl ein historischer Tiefstand. Allerdings ist besonders im Jahr 2021 die Zahl der Bergunfälle angestiegen. So gab es Medienberichten zufolge in Bayern mehr Bergtote und Bergwachteinsätze als jemals zuvor. Warum daran weniger DAV-Mitglieder beteiligt sind erklärt der DAV damit, dass es kaum Mitgliederzuwachs in den Corona-Jahren gab. Außerdem seien die DAV-Mitglieder in den Bergen sehr viel weniger und defensiver unterwegs gewesen, als unerfahrene Wanderer oder Wintersportler.
Stürze häufigste Unglücksursache
Mit 53 Prozent sind Stürze beim Wandern Unglücksursache Nummer eins bei Alpinen Notfällen. Von Insgesamt 669 Unfällen gingen 310 auf Stürze zurück, 17 davon endeten tödlich. Wie die DAV-Sicherheitsexpertin Julia Janotte erklärte, passieren die meisten Stürze beim Abstieg, weil dann die Konzentration nachlassen kann. Auf Platz zwei der Unglücksursachen sind Blockierungen (23 Prozent) und auf Platz drei sonstige körperlichen Beschwerden, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (11 Prozent).
Rückgang der Unfallzahlen bei Klettersteigen
Beim Klettern, Mountainbiken und Bergsteigen sind die Zahle im Vergleich zum Jahr 2020 in etwa gleich geblieben. Eine positive Bilanz meldet der DAV beim Klettersteiggehen. Im Jahr 2021 sind 47 Unfälle registriert worden, einer davon endete tödlich. Noch im Jahr 2020 wurden 69 Unfälle gemeldet, davon endeten drei tödlich. Die Unfallstatistik ist also deutlich gesunken.
Corona hat Einfluss auf Wintersport
Was Wintersport betrifft, sind die Unfallzahlen auch deutlich niedriger als der Mittelwert. Besonders in den Monaten März bis Mai und Dezember bis April war die Quote niedriger als sonst. Insgesamt wurden 2020/21 nur 38 Notfälle beim Pisten-Skifahren oder bei Freeridern registriert. Was bei geschlossenen Pisten und Lockdowns auch wenig überraschend ist.
Unfallorte
Bei den Unfallorten lässt sich festhalten, dass die meisten Unfälle in den Hochgebirgen passieren. In den Alpen liegt die Quote bei 71 Prozent. Mit 47 Prozent passierten 2021 die meisten Unfälle in Österreich, dicht gefolgt von Deutschland (31 Prozent) und der Schweiz (13 Prozent).
Mehr Gefahren durch Klimawandel
Zum Abschluss der Pressekonferenz gab der DAV noch einen Ausblick auf die Winter-Saison 2022. Dabei steht fest: Wegen des Klimawandels wird es in den Bergen immer gefährlicher. Wegen des wenig schneereichen Winters und des trockenen Sommers kann es häufiger zu Felsbrüchen, Erdrutschen oder Stein/Eisschlägen kommen. Durch die Wärme destabilisiert sich das Gebirge zunehmend. Auch der Rückgang der Gletscher beeinflusst den Bergsport. So werden Touren immer schwieriger und gefährlicher, einige Touren werden sogar gar nicht mehr möglich sein. Um dennoch in Zukunft sicher durch die Berge zu kommen, appelliert der DAV an Bergwanderer und DAV-Mitglieder, Touren gründlich zu planen. Außerdem ist es vor allem wegen des Gletscherrückgang unerlässlich, sich aktuelle Informationen über die Dicke und Ausbreitung der Eisdecke zu holen. Alte Führerliteratur ist nicht mehr zuverlässig.