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Das Weiße Haus im Memminger Altstadtviertel zeigt Bautradition alter Handwerkerhäuser

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Das Weiße Haus im Memminger Altstadtviertel zeigt Bautradition alter Handwerkerhäuser

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    Das Weiße Haus im Memminger Altstadtviertel zeigt Bautradition alter Handwerkerhäuser
    Das Weiße Haus im Memminger Altstadtviertel zeigt Bautradition alter Handwerkerhäuser Foto: Hermann Ernst

    Es passt wie angegossen in den Rahmen und scheint doch herauszufallen – das 'Weiße Haus' in der Kempter Straße 12 in Memmingen. Es ist ein charakterstarker Neubau in einem typischen alten, gewachsenen Handwerkerviertel, der sich an seine Nachbarhäuser wie selbstverständlich anschmiegt, sich dabei aber auch selbstbewusst abhebt. 'Ich sehe das Haus nicht als Kontrast, sondern als Weiterbauen der städtischen Struktur', sagt Architekt Alexander Nägele, Leiter des Memminger Architekturbüros SoHo.

    Das Gebäude mit zwei Wohnungen in der südlichen Altstadt hat wie berichtet neben dem Thomas-Wechs-Preis 2012 (Anerkennung) auch einen der renommiertesten Architekturpreise im deutschsprachigen Raum erhalten: den 'Best Architects 13 Award in Gold'. Zudem steht es in der Auswahl zum Deutschen Architekturjahrbuch 2013.

    Die Memminger Altstadt hat Ensembleschutz. So galt es für Architekt Alexander Nägele nach dem Abriss eines alten Handwerkerhauses den Charakter der umliegenden Gebäude aufzunehmen. Im Wesentlichen spielte dabei die Silhouette des neuen Gebäudes und seine Geschossigkeit eine Rolle. Aus dem ursprünglichen Vier-Fenster-Haus mit einem Eingang wurde ein Drei-Fenster-Haus mit zwei Eingängen. Dennoch fügt es sich in die bestehende Häuserzeile fast wie selbstverständlich ein.

    Wer den Blick fürs Detail hat, stellt noch etwas fest: Dass nämlich die Lochfassade mit geschossweisem Versatz der Giebelwand auf einfache, reduzierte Art und Weise die Verzierungen und Dekorationen der umliegenden Häuserfassaden aufgreift.

    Quadratische, 1,5 mal 1,5 Meter große Fenster lassen nun viel Licht in die Wohnungen. 'Wir wollten zeigen, dass es in der Innenstadt qualitatives Wohnen, das modernen Bedürfnissen aufgreift, geben kann', sagt Nägele. Sein im Jahr 2000 gegründetes Büro, in dem mit ihm aktuell fünf Architekten arbeiten, hat in den letzten Jahren zahlreiche Preise erhalten, darunter etwa den Allgäuer Baupreis, den Allgäuer Holzbaupreis und mehrmals den Thomas-Wechs-Preis. 'Wir haben keine vorgefertigten Lösungen', sagt der 42-jährige gebürtige Memminger.

    Was ihn reizt, sind 'interessante Projekte' – und 'interessante Bauherren'.

    Wer die beiden Wohnungen des Weißen Hauses innen begutachtet, ist überrascht von der großzügigen, der Funktionalität gehorchenden Geräumigkeit der Zimmer. Und vor allem von der natürlichen Helligkeit. Wermutstropfen sind vielleicht die etwas steilen Treppen und kleinen Bäder. Doch dafür punktet das Haus mit anderen starken Qualitäten. Denn jede der beiden jeweils rund 150 Quadratmeter großen Wohnungen erstreckt sich über vier Geschosse, vom Erdgeschoss bis unter das Dach.

    Die Anordnung gegenläufiger Treppen in der Gebäudemitte ermöglicht es, dass jede Wohnung eine Ebene zur Kempter Straße (Ostseite) hat und einen Balkon zu einem Gartenhof (Westseite). Dieser ist von beiden Wohnungen aus erreichbar. Jeder Mieter verfügt zudem über eine kleine Dachterrasse. An den Gartenhof grenzt ein weiteres SoHo-Gebäude: Das 'Schwarze Haus' wurde 2009 mit dem Bayerischen Bauherrenpreis ausgezeichnet und das über eine Pellet-Heizanlage das 'Weiße Hauses' mit Wärme.

    So offenbart das von der Straße her eher nüchtern wirkende 'Weiße Haus' eine überraschende Wohnqualität, die von lichtdurchfluteten Räumen und der Hinwendung zum Draußen, zur Natur geprägt ist.

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