Der Landtagsabgeordnete Eberhard Rotter hält die Umstellung auf G8 trotzdem für gelungen Oberallgäu/Westallgäu (elm). Wie läuft es an den Gymnasien nach der 'G8'-Einführung? Eberhard Rotter (CSU), Landtagsabgeordneter für den Bereich Lindau-Sonthofen (und Vater einer Sechstklässlerin am Lindenberger Gymnasium), hat sich an den sechs Gymnasien seines Stimmkreises in Sonthofen, Immenstadt, Oberstdorf, Lindenberg und Lindau ein Bild gemacht. Sein Fazit: Im Großen und Ganzen kommen Lehrer und Schüler zurecht.
Mehr Stunden in kürzerer Zeit - reicht denn der Platz überhaupt an unseren Gymnasien? Rotter: Die Raumsituation ist noch vergleichsweise unproblematisch. Da kommen Engpässe erst in den nächsten Jahren, wenn die Mittelstufe mit 36 Wochenstunden nachwächst. Fast alle unsere Schulen haben deshalb jetzt schon Förderanträge für neue Räume laufen. Kommunalpolitiker kritisieren, dass der Freistaat zwar das Konnexitätsprinzip (wer anschafft, zahlt) eingeführt hat, dass aber G8-bedingte Baumaßnahmen dann doch nur zum Teil fördert. Rotter: Das Prinzip gilt schon - im Prinzip. Aber es kommt auf den Einzelfall an: Wenn ein Fahrschülerraum schon seit Jahren fehlt - ist der jetzt wegen des zusätzlichen Nachmittagsunterrichts ein G8-Problem oder nicht? Gibt es genügend Lehrer und Bücher?Rotter: Die Lehrerversorgung ist hier kein Problem. Wie mir die Direktoren gesagt haben, gibt es G8-bedingt keine Unterrichtskürzungen - auch in Mathematik und Latein nicht. Allerdings gibt es teilweise größere Klassen, um Stunden zu sparen. Zum Thema Bücher habe ich ganz unterschiedliche Rückmeldungen bekommen - da gibt´s zum Teil finanzielle Engpässe bei den Sachaufwandsträgern - also den Kommunen. Wie kommen die Schulen mit den Intensivierungsstunden zurecht?Rotter: Die Intensivierungsstunden werden allgemein sehr positiv bewertet - aber an den einzelnen Schulen gibt´s völlig verschiedene Ansätze - klassenübergreifend, leistungsbezogen differenziert und und und. Das ist ein Experimentierfeld, und darf das auch sein. Klappt es mit der Mittagsverpflegung? Kriegen alle Schüler etwas Anständiges zu essen? Rotter: Georg Rinderle in Immenstadt hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen: Da gibt´s jetzt schon - in verfügbaren Räumen - eine Mensa. In Oberstdorf beispielsweise besteht laut Schulleiter Wolfgang Röck noch kein Bedarf; für die Zukunft ist man mit der benachbarten Hauptschule im Gespräch: Viele bringen ihre Brotzeit von Zuhause mit, und der Hausmeister verkauft an den meisten Schulen kleine Snacks. Sonthofens Direktor Hubert Thiele hält eine Mensa für notwendig. Das Lindenberger Gymnasium probiert vier verschiedene Anbieter aus. Dort helfen übrigens Eltern - meine Frau macht mit - bei der Essensausgabe, damit die Schüler nicht zu lange anstehen müssen. Räume für die Mittagsbetreuung fehlen fast überall: Die Kinder essen oft in der Aula oder im Treppenhaus. Der Lehrplan wurde nicht entrümpelt. Rotter: Ja, das hat offensichtlich nicht geklappt. Aber da gibt es aus unserer Region interessante Vorschläge: Hermann Endres beispielsweise möchte, dass Lehrer nach entsprechender Fortbildung selbst mehr auswählen können sollten. Was haben Sie sich denn als Abgeordneter für den Landtag und das Kultusministerium ins Hausaufgabenheft geschrieben?Rotter: Das Stunden-Budget ist zu eng. Die Belastung der Kinder muss man beobachten - und ihre Folgen für den Wahlunterricht: Da muss man aufpassen. Teils geht´s vom Stundenplan her nicht, teils wird ein angebotener Wahlunterricht nicht in Anspruch genommen, weil man so die Mehrbelastung für die Schüler wieder ausgleichen will. Außerdem sind Lern-inhalte von höheren Klassen in die 5. und 6. Klasse vorgezogen worden. Da muss man schauen, inwieweit diese Dinge altersgerecht sind.