Von unserer Mitarbeiterin Silvia Reich-Recla Waltenhofen In Atlanta, bei den Olympischen Spielen 1996, galt für Speerwerferin Steffi Nerius das Motto dabei sein ist alles. Vier Jahre später in Sydney war ihr Ziel schon unter die besten Acht zu kommen. Bei Olympia 2004 in Athen will sie nach Gold greifen. Derzeit bereitet sie sich in Waltenhofen im Via Nova Sport-Leistungszentrum auf Athen vor. Dass sie den Wunsch nach Gold laut äußert, gehört wohl zur mentalen Einstimmung auf die Spiele Mitte August. Wenn ich tatsächlich gewinne, dann werde ich wohl im Stadion ausgebuht, mutmaßt die ehemalige Bürgerin der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die seit 1991 für Bayer Leverkusen startet. Entspannung und Behandlung Das griechische Publikum wird auf einen griechischen Sieg hoffen. Mirela Manjani ist schließlich amtierende Weltmeisterin. Ich schätze, das Stadion wird voll sein und die Stimmung dementsprechend gut, freut sich die 32-Jährige jetzt schon auf das Duell mit Manjani und auch der kubanischen Weltrekordhalterin Olsleidys Menendez. Körperliche Stärke allein reicht nicht aus, um ganz vorne zu landen, ist sich die Diplom-Sportlehrerin sicher. Da muss alles passen. Ich denke auch, dass ich mit einer perfekt abgestimmten Ernährung meine Leistung noch steigern kann. Das war der Hauptgrund, warum Steffi Nerius mit Bundestrainerin Maria Riesch nach Waltenhofen kam. Aber auch entspannen will sich die Norddeutsche, ihre Hüftprobleme mit alternativen Heilmethoden angehen, und vielleicht Ende Juli mit ihrem Heimtrainer Helge Zöllkau noch einmal kommen. Bei Wettkämpfen wirkt sie ernst, kämpferisch, konzentriert. Im Gespräch ist sie locker, offen, auskunftsfreudig. Ihr Markenzeichen ist ein als Stirnband gefaltetes Tuch. Bis zur Weltmeisterschaft 2003 in Paris, wo sie Dritte wurde, gab es so etwas wie ein Glückstuch. Momentan ist die griechische Siegesgöttin Nike ihre Wettkampf-Begleiterin. Sie hat ihr Erfolg gebracht. Schon im März hat sich die 1,78 Meter große Athletin für Athen qualifiziert. Die Europameisterschaft 2002 in München schätzt Nerius als ihre größte sportliche Leistung ein.
Das war schon klasse vor heimischem Publikum eine Medaille zu gewinnen, meine erste internationale Medaille. Das war eine gigantische Stimmung in München, einfach perfekt. Ihre Bestleistung von 65,76 Meter möchte Nerius in Athen toppen. Ob ein Start bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 im Bereich des Möglichen liegt, bleibe abzuwarten. Es kann auch sein, dass Athen die letzte olympische Station für Steffi Nerius ist. Jedenfalls hat die große Blonde vorgesorgt, was ein Leben nach der aktiven Laufbahn angeht. Eigene Sportgruppe aufgebaut Sie arbeitet seit zwei Jahren halbtags als Nachwuchstrainerin in der Behinderten-Sportabteilung von Bayer 04 Leverkusen. Die Sportgruppe hat sie selbst mit aufgebaut. Nerius betreut zwei Gruppen mit Kindern und Jugendlichen, die unterschiedlich gehandicapt sind, die meisten sind körperbehindert. Einige von ihren Athleten starten auch bei den Paralympics in Athen und werden dort von Nerius Anfang September betreut. Sie selbst ist vorher sportlich gefordert. Denkt sie an Athen, dann freut sie sich auf einen spannenden Wettkampf in einem vollen Stadion. So wie 2000 in Sydney. Da war bereits bei der Qualifikation vormittags um 10 Uhr das Stadion mit 100000 Leuten ausverkauft. Das war unglaublich. In Sydney war Steffi Nerius Vierte geworden. Sie hatte sich darüber gefreut. Die Leistung war gut. Ich war eineinhalb Meter hinter der Dritten. Das war schon okay. In Athen allerdings möchte sie den großen Coup landen. Ob die Siegesgöttin Nike dann auf ihrer Stirn prangt oder als Glücksbringer dabei sein wird, das steht noch nicht fest. Mittlerweile kreiert meine Freundin die Stirnbänder. Mal schauen, was ihr bis zu den Olympischen Spielen noch einfällt.