Von Benjamin Schwärzler|LindauErnsthafte und anspruchsvolle Unterhaltung? Nicht mit der Bloodhound Gang. Wer an diesem Abend im prall gefüllten Club Vaudeville in Lindau ein 'normales' Rockkonzert erwartet hatte, der wurde bitter enttäuscht.
Die meisten der über 600 Besucher waren sich offensichtlich jedoch im Vorfeld schon klar darüber, womit sie zu rechnen hatten: Das US-Quintett, allen voran Sänger Jimmy Pop Ali und der hünenhafte Bassist Evil Jared Hasselhoff, lieferte derben Humor, der nicht selten unter die Gürtellinie zielte, slapstickartige Einlagen, ließ den Alkohol in Strömen laufen - tja, und Musik, die gab es zwischendurch auch zu hören. Das Konzept kam folglich an, denn selten wurde eine Band bei ihrem Aufenthalt am Bodensee so lautstark abgefeiert, wie die 1992 geborenen Bluthunde.
Wer wissen möchte, was die Bloodhound Gang auf der Bühne veranstaltet, der stellt sich am besten eine Mischung aus Abiturfahrt, Ballermann und Auswärtsreise englischer Fußballfans vor: Laufend wandern Plastikbecher voller Bier und Jägermeister ins Publikum und noch viel häufiger in die schier unersättlichen Kehlen der Musiker. Per Raketenwerfer werden T-Shirts und Dollarnoten verschenkt, Bandchef Jimmy Pop jongliert gleichzeitig mit Äpfeln, Sicherheitsschuhen und zuvor geleerten Bierflaschen und am Schluss sausten Dutzende orangefarbene Wasserbälle über der Menge auf und ab. Auch das Erkennungslied vom Lindauer Kinderfest wird unter Gejohle auf Deutsch intoniert.
Die Showeinlagen und Ansagen, die nicht selten die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten, können aber nicht darüber hinwegtäuschen: Die Bloodhound Gang hat ihren musikalischen Zenit längst überschritten. Diesen hatte sie zwischen 1996 und 2000 mit den Alben 'One Fierce Beer Coaster' und 'Hooray For Boobies'.
Und keine Frage, die Hits aus dieser Zeit wie 'The Ballad Of Chasey Lane', 'Along Comes Mary', der Nummer-Eins-Hit 'The Bad Touch' und natürlich 'Fire Water Burn' zünden auch heute noch. Die vertrauten Wortspiele und witzigen Reime lassen einen ohne Umschweife an Disconächte im Jugendhaus, morgendlichen Autofahrten ins Gymnasium oder die letzten Sommerferien vor dem Abi denken.
Doch mittlerweile hat die Band, die seit ihrer Gründung nicht weniger als elf Schlagzeuger verbraucht hat, ihren Kultstatus leider verloren. Stattdessen wird zwanghaft das Image der rüpelhaften und skandalträchtigen Rowdies gepflegt. Bis auf den Ohrwurm 'Foxtrott Uniform Charlie Kilo' sind die neueren Stücke auch an diesem Abend nur belanglose Füllwere zur Überbrückung der Zeit zwischen einem Klassiker und dem Öffnen der nächsten Bierflasche.
Zu Beginn des Konzerts warnte die Videoleinwand ironisch: 'Dieses Konzert ist wie ,Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘. Nur ohne gute Zeiten.' Leider hatte sie in nicht wenigen Momenten recht.