Kaufbeuren (rö). - Lautes Hämmern dringt durch die geöffneten Fenster auf das Kaisergässchen. Im Stadtmuseum wird hart gearbeitet: Die Stuben im ersten Stock werden ausgebaut und verpackt. Obwohl die Museumsmitarbeiter, geschult von Restauratoren, mittlerweile '95 Prozent' der Exponate selbst fachmännisch zur Lagerung vorbereiten und in Kisten verpacken, hat Museumsleiterin Dr. Astrid Pellengahr sich diesmal doch professioneller Hilfe versichert. Zählt doch beispielsweise die 'Eggenthaler Stube', gefertigt 1816, als Schmuckstück des Museumsbestandes. 'Es war mir sehr wichtig, gerade hier mit Fachleuten zusammenzuarbeiten', so Pellengahr. Weil der Etat jedoch begrenzt ist, die Arbeit von Restauratoren aber teuer - 'da wäre die Hälfte vom Etat schon weg gewesen' -, hat sie sich zusammen mit Restaurator Andreas Scheuch, mit dem das Museum ständig zusammenarbeitet, eine ebenso praktische wie vergleichsweise günstige Lösung einfallen lassen: Sieben Restaurations-Studenten der Fachhochschule Hildesheim, Fachrichtung Möbel und Holzobjekte', aus dem dritten Semester sind mit ihrem Werkstattleiter Ralf Buchholz für einige Tage angerückt, um die Stuben abzubauen - auch für die Studenten ist die Arbeit an einem derartigen Ensemble ein Glücksfall.
Historisches Wissen bedeutend Das rein Handwerkliche freilich hätte auch jeder versierte Schreiner erledigen können. Doch worauf es ankommt, ist die gleichzeitige Würdigung des historischen Hintergrundes. Die angehenden Restauratoren bauen nicht nur auseinander, sondern jedes einzelne Detail wird fotografiert, beschrieben, katalogisiert, es werden Farbproben genommen und Skizzen gefertigt. 'So entsteht eine genaue Dokumentation', erklärt Pellengahr. Das ist insbesondere deshalb notwendig, da die Stuben wie die anderen Museumsexponate für längere Zeit in Kisten verpackt im Depot in der Neuen Gasse eingelagert werden. Bis zum Wiederaufbau 'in hoffentlich einigen Jahren' wüsste ohne Dokumentation keiner mehr, wie die Einzelteile wieder zusammenzubauen sind. So ganz neben bei haben sich in den ersten Tagen auch noch sehr interessante Dinge gefunden: Beispielsweise nach dem Abbau der einen Stubenwand eine Holztafel, von der man aus einem Katalog von 1901 wusste, die man aber längst verloren glaubte. Außerdem stellten die Studenten fest, dass die einzelnen Gemälde, die einst die Decke eines Bauernhauses in Honsolgen bildeten, beim Wiedereinbau ins Museum 1901 nicht in der originalen Reihenfolge eingebaut wurden. Die Kanten der einzelnen Bilder wurden außerdem zum Teil mit Leisten verdeckt. Doch immerhin waren die Bilder richtig nummeriert. 'Wir haben alles abfotografiert und jetzt kann man sie später wie ein Puzzle zusammensetzen', erklärt der Werkstattleiter. Die angehenden Restauratoren bauen zum Teil sogar die Transport- und Aufbewahrungsbehälter, die die kostbaren Einzelteile aufnehmen sollen, selbst. Die Museumsleiterin ist begeistert: 'Ich hatte mir gar nicht so viel davon erhofft', gesteht sie. Die Zusammenarbeit zwischen FH und Museum soll auch nach Beendigung der derzeitigen Arbeiten weitergehen - zu beiderseitigem Nutzen. 'Wir sind sehr froh, wenn wir zum Beispiel für Vordiplomarbeiten Möbel aus dem Stadtmuseum zum Restaurieren bekommen', erklärt Buchholz. Und Pellengahr ist froh, wenn die Möbel in Hildesheim umsonst restauriert werden.