Von unserem Redaktionsmitglied Klaus-Peter Mayr Kempten - Es gibt Musiker, die verpassen den richtigen Moment aufzuhören und geraten in eine Art Endlos-Schleife, die sie am Ende bisweilen in die Lächerlichkeit führt. Max Greger ist auch einer, der sein Instrument partout nicht einmotten will. Aber er braucht das nicht zu tun. Der Mann aus München hat's immer noch drauf, das Tenorsaxofon, das ihn einst berühmt gemacht hat, funktioniert scheinbar als Jungbrunnen. Jetzt wurde er 80 Jahre alt. Doch anstatt sich's ihm Lehnstuhl gemütlich zu machen, geht er auf Happy-Birthday-Tour. Die dritte Station dieser einmonatigen Jubiläumsreise quer durch Deutschland war nun die Big Box Allgäu. Seine 'Freunde' in Kempten wolle er wieder mal besuchen, sagte er neulich in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Wer das als übliches PR-Gerede abtat, wurde gleich zu Beginn des Konzerts eines Besseren belehrt. Kaum betrat Max Greger in weißem Jackett und schwarzer Hose die Bühne, erhoben sich die meisten der 1200 Besucher, darunter auch Kurt Felix und seine Frau Paola aus der Schweiz (siehe Seite Allgäu-Rundschau), um ihn mit warmherzigen Standing Ovations zu empfangen. 'Das ist nicht lebensnotwendig - tut aber so gut', sagte Greger, sprach kurz von dem 'ganz großen Geschenk, noch auf der Bühne stehen zu dürfen', und legte dann los mit dem ersten von gut einem Dutzend altbekannter Stücke wie Perdido, Tequila, Memory, In the mood Zu diesem Geburtstagskonzert war wohl keiner gekommen, um eine musikalische Offenbarung zu erleben. Die vornehmlich älteren Zuhörer wollten schlicht eine lebende - und sehr lebendige - Musiklegende samt seinen Verwandten und 'Spezln' sehen und hören. Ein Abend zum Auffrischen von Erinnerungen, zum Schwelgen in Nostalgie.
Nicht immer auf der Höhe Natürlich spielt Max Greger mit 80 nicht mehr eine richtig heiße 'Kanne' (so nennt er gern sein Saxofon). Doch wie ehedem strafft er seinen Körper, geht leicht in Rückenlage, stemmt seine Kanne nach oben, justiert seine Mimik auf 'leidenschaftliches Blasen' und erzeugt jenen sonoren, bisweilen auch rauen Ton, der dennoch immer etwas sehr Singendes besitzt. Hart, aber herzlich klingt das, und sauber intoniert ist es auch. Der Jubilar war freilich, wen wundert's bei diesem Alter, an schnellen Stellen nicht immer auf der Höhe. Da musste die SWR-Bigband (inklusive Mosch-Erbe Ernst Hutter an der Posaune) bisweilen dezent auf die Bremse treten. Ansonsten spielte das Orchester fein und auch mal zupackend auf. Schade, dass die Verstärker-Anlage diese Qualität nur unzulänglich transportierte, sie wurde auf Stadlfest-Niveau bedient. Das Geburtstagskind feierte nicht nur sich selbst, sondern hatte auch ein paar Weggefährten und Gratulanten mitgebracht. Allen voran Hugo Strasser. Der hat noch vier Jahre mehr auf dem Buckel als Greger. Und spielte dennoch ein schönes Stück, ein gutes Solo nach dem anderen. Strasser und Greger swingten wundervoll miteinander, da verstehen sich zwei blind. Oder Ted Herold, der zur Kultfigur avancierte Alt-Rock'n'Roller. Ja, den gibt's noch. Zwar ist ihm in den vergangenen 40 Jahren die Strahlkraft seiner Stimme abhanden gekommen, aber unermüdlich covert er Elvis-Songs oder schwärmt vom 'Moonlight' - Anfang der 1960er Jahre ein Riesenhit. Sichtlich stolz ist Max Greger auf die männlichen Nachkommen, die beide den selben Vornamen tragen. Sohn Max hat es zu einem veritablen Jazz-Pianisten gebracht, Enkel Max kann ganz gut Gitarre spielen und singen. Warum der 23-Jährige allerdings den großen Louis Armstrong stimmlich imitieren will, bleibt ein Rätsel. Swingende Nummern im Stil der legendären Andrew-Sisters gaben die Zick-Sisters zum Besten. Ein kleines Glanzlicht. Wenn es nach Ehefrau Johanna geht, soll Max Greger seine Kanne im nächsten Jahr endgültig aus der Hand legen. Verübeln würde es ihm angesichts des Altes wohl niemand. Ob er's aber wirklich tut, angesichts seiner Lust am Spielen?