Memmingen/Memmingerberg - Ein Spitzenspiel, bei dem der Sport im Vordergrund steht, hätte es werden sollen. Es wurde eine Veranstaltung, mit der sich jetzt die Polizei Memmingen beschäftigt: Mehrere verletzte Spieler, aufgebrachte Zuschauer und ratlose Vereinsfunktionäre - so lautet die Bilanz der Kreisklassen-Partie zwischen Tur Abdin Memmingen und dem SV Memmingerberg. Darüber, ob nun ein rüdes Foul an einem Spieler Tur Abdins oder ein Tor für Memmingerberg, das vom Schiedsrichter nicht anerkannt wurde, Auslöser für die unschönen Szenen auf dem Spielfeld war, wird kaum noch diskutiert. Es wird nur noch über die Tumulte auf dem Platz gesprochen, der nach Angaben der Clubs von Anhängern beider Lager nach dem Schlusspfiff belagert worden war.
Zahl der Verletzten unklar Wieviele Verletzte genau es infolge der Handgreiflichkeiten auf dem Memminger Ost-Platz gegeben hat, ist noch nicht geklärt. Geschädigte wurden von der Polizei dazu aufgerufen, bis heute ärztliche Atteste vorzulegen. Danach werde man sehen, wie schwer die Verletzungen seien und ob Strafanträge wegen Körperverletzung gestellt werden, teilt der Polizeibeamte mit, der von einer Frau per Telefon über den Vorfall informiert worden war. Als die Polizei kam, hatten sich die Gemüter jedoch bereits beruhigt. Die Chef-Etagen der beiden Fußballvereine haben mittlerweile signalisiert, dass sie die Geschichte so schnell wie möglich ausräumen wollen. Bereits am Sonntag und Montag gab es erste Gespräche, an denen Funktionäre sowie die Trainer der beiden Clubs beteiligt waren. Hermine Hefele, Fußball-Abteilungsleiterin des SV Memmingerberg, sagte der Memminger Zeitung gestern, dass sie es begrüße, rasch für Klarheit zu sorgen - 'dass muss so schnell wie möglich aus der Welt geschaffen werden'. Allerdings sollten die Spieler des SVM selbst entscheiden, ob sie sich mit den gegnerischen Akteuren an einen Tisch setzen. Zitat Wir werden natürlich auf Tur Abdin zugehen. Ich will jedoch erst wissen, ob unsere Spieler gesprächsbereit sind.} Hermine Hefele, Fußball-Abteilungsleiterin des SV Memmingerberg Hefele begründete dies mit den Verletzungen, die Spieler des SVM erlitten hätten. Ebenso wie Trainer Josef Kirschbauer räumte Hefele ein, dass sich einige Akteure ihrer Mannschaft genauso daneben benommen hätten - 'auch darüber werden wir reden'. Auch Kirschbauer wollte gestern keinen seiner Spieler grundsätzlich in Schutz nehmen. Zu Vorwürfen, Spieler seiner Mannschaft hätten Kicker des Gegners provoziert, sagte Kirschbauer: 'Es ist doch normal, dass Fußballer in einem so wichtigen Spiel mit anderen Bandagen kämpfen als sonst.' Laut Kirschbauer hätten sich die Nicklichkeiten allerdings die Waage gehalten. Von ausländerfeindlichen Parolen habe er nichts mitbekommen. 'Maßlos geärgert' habe er (Kirschbauer) sich darüber, dass er während und nach dem Spiel beleidigt worden sei. Der Trainer Tur Abdins, Daniel Onar, sagte zu dem Vorfall, er habe eine 'gereizte Stimmung' in seinem Team vor Spielen gegen Memmingerberg bemerkt. Onar glaubt, der Ärger rühre aus dem Hinspiel, als Memmingerberg 'übertrieben hart gespielt hat'. Benjamin Onar, eine zentrale Figur seines Teams, sei danach wochenlang außer Gefecht gewesen. Der Spielabbruch vor drei Jahren sei kein Thema mehr, so Onar. Damals war das Spiel vorzeitig beendet und für Memmingerberg gewertet worden. Dass die Zuschauer von Tur Abdin sehr emotional reagierten, wollte Onar ('auch bei uns sind Spieler verletzt') nicht in Abrede stellen: 'Es ist aber nicht die Masse, sondern Vereinzelte.' Für den Trainer steht dennoch fest: 'Wir müssen so schnell wie möglich an einen Tisch - für mich hat das Priorität.' Der Spielgruppenleiter der Fußball-Kreisklasse, Gerd Scheer, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.