Klaus Distl aus Altdorf empfängt die Priesterweihe An Christi Himmelfahrt feiert er in Altdorf seine Primiz. Von Vitalis Held Altdorf Bereits als Zweitklässler faszinierte Klaus Distl der Priesterberuf. Am Sonntag, 5. Mai, wird dieser Kinderwunsch nun Wirklichkeit: In Augsburg weiht Bischof Viktor Josef Dammertz den 35-jährigen Altdorfer zum Priester. Zwischen den Kindheitsträumen und dem Weihe-Sakrament liegt für Distl ein langer Weg der inneren Reifung und Berufung. Die äußeren Daten sind schnell erzählt: Distl wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern in Altdorf bei seiner Pflegemutter, einer Großtante, auf. Nach der Realschule in Marktoberdorf machte er eine Lehre in der Krankenhausverwaltung. Als Zivildienstleistender ließ er sich 20 Monate lang auf die Pflege eines querschnittgelähmten Menschen ein: 'Für mich die bis dahin stärkste Herausforderung in meinem Leben.' Danach stand sein Entschluss fest, das Priesteramt anzustreben.1989 trat er ins Spätberufenenseminar Wolfratshausen ein, um das Abitur nachzuholen. 1993 wechselte er 'nach schweren Überlegungen' ins Augsburger Priesterseminar und studierte Theologie in Augsburg und Innsbruck. Praxiserfahrungen sammelte er ab 2000 in der Pfarrei Wertingen. Dies, so stellt Distl heraus, sind nur die formalen Stationen in seinem Leben. Viel wichtiger ist ihm sein innerer Weg: Als Ministrant faszinierte ihn der Altdorfer Ortspfarrer. Geistlicher Rat Karl Wesle war viel in Bewegung, begeisterte die Menschen und war gleichzeitig Respektsperson. Distl wollte selbst Pfarrer werden. Diese Idee verblasste in den Jugendjahren. Doch Gott ließ nicht locker, wie es Distl ausdrücken würde, der sich viel Gedanken über das Wort Berufung macht. Berufung heißt für ihn, dass Gott jeden Menschen begleitet, ihn an seinen Platz stellt, egal wie dies aussieht. Für den einen sei die Ehe die Berufung, für den anderen das Leben alleine. 'Es ist letztlich die Entscheidung eines jeden Einzelnen, was er daraus macht. Gott aber wirbt immer wieder für seine Sache.' Priester werden ist für Distl mit der Hochzeit vergleichbar: 'Man sucht jemanden mit dem man es kann. Ähnlich geht es mir mit Gott. Ich kann nicht sagen, warum, aber ich weiß es.'Dieser innere Weg führte ihn nach dem Zivildienst in die Priesterausbildung. Im Seminar hatte er die Möglichkeit spirituell zu reifen. Denn: 'Wenn ich leer bin, kann ich anderen auch nichts weitergeben.' Wichtig ist ihm, dass an die Priester keine Vollkommenheitsansprüche gestellt werden, an denen man leicht zerbreche. Denn wie jeder Mensch müsse auch ein Priester tagtäglich neu schauen, dass er sein Leben gut lebt. Als Priester will er auch in einer Spaßgesellschaft ein Zeichen setzen, denn in einer lauten, verwirrenden Welt sei es schwer, das oft 'leise Werben Gottes' zu vernehmen. Wichtig sei eine geistige Erneuerung. Die Menschen sollten die 'Tage fruchtbar machen und nicht nur in den Tag hinein leben'.
Kein Tante-Emma-Laden Seine Aufgabe erkennt Distl vor allem in der Seelsorge: 'Kirche darf man nicht als einen Tante-Emma-Laden sehen, in den man rein geht und sich die Sakramente holt.' Gemeinde bedeute, dass Menschen zum Beten und Feiern zusammenkommen. In Zeiten des Priestermangels müsse dies auch ohne Pfarrer funktionieren. Als Seelsorger versteht sich Distl nicht als Museumsverwalter. Seelorge bedeute vielmehr, Menschen 'mit den Augen Jesu' in ihrer jeweiligen Lebenssituation zu begleiten, ein Stück des Weges mit ihnen zu gehen. Dies geschehe natürlich bei Kindern und Jugendlichen ganz anders als bei Familien oder bei Kranken. Wichtig sei bei alle dem, dass die Menschen merken, dass man sie mag. Die Frage nach der Berufung spiegelt sich auch in seinen Primizsprüchen wider: 'Und das gewaltige Wagnis deines Lebens heißt Christus!' lautet das Motto für seine erste Messfeier. Der Satz stammt vom seligen Karl Leisner, der als Priester im Konzentrationslager starb. Der zweite Spruch zitiert das Johannes-Evangelium: 'Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.'
i Die Priesterweihe von Klaus Distl findet am Sonntag, 5. Mai, um 14.30 Uhr im Dom zu Augsburg statt. Die Pfarrei organisiert eine Busfahrt. Informationen dazu bei Viktoria Barnsteiner, Telefon 0 83 42/44 34. Am Montag, 6. Mai, wird Distl von seiner Heimatgemeinde um 18.45 Uhr als Neupriester empfangen. Am Dienstag, 7. Mai, um 19 Uhr findet ein Bittgang zur Loretokapelle statt. Die Primiz, die erste Messfeier, beginnt am Feiertag Christi Himmelfahrt, 9. Mai, um 9.30 Uhr in Altdorf. Prediger wird der Priesterseelsorger der Diözese Augsburg, Thomas Gerstlacher (Streitheim), sein. Klaus Distl, hier vor der Altdorfer Pfarrkirche, wird am Sonntag, 5. Mai, zum Priester geweiht. Foto: Vitalis Held