Nachdem die Zahl der Hochzeiten 2009 einen Tiefstand erreicht hatte, ging es im vergangenen Jahr wieder kräftig aufwärts: Mit 272 Trauungen gaben sich beinahe so viele Paare das Jawort wie Mitte der 1990er Jahre, als die meisten Menschen in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor den Standesbeamten traten.
Verantwortlich für den aktuellen sprunghaften Anstieg sind vor allem auswärtige Paare, die in Kaufbeuren den Bund fürs Leben schließen: Ihre Zahl stieg um 50 Prozent. "Generell hatten wir vor allem in den Sommermonaten einen ziemlichen Andrang", erinnert sich Mathias Müller, Leiter des Standesamtes. Allein im Juli habe es 29 Trauungen gegeben. Für Müller liegen die Gründe auf der Hand: Der historische Trauungssaal im Rathaus und die seit 2006 angebotenen Candle-Light-Trauungen locken seiner Meinung zunehmend heiratswillige Paare in die Wertachstadt. Außerdem könne man im Kaufbeurer Standesamt den Trautermin weit im Voraus reservieren. Das schaffe Planungssicherheit und komme "bei den Leuten sehr gut an", so Müller. Eine weitere Entwicklung ist ebenfalls auffällig: Mit 268 Austritten haben 2010 rund ein Drittel mehr Menschen als im Vorjahr den Kirchen den Rücken gekehrt. Vor allem die römisch-katholische Kirche hatte mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Dabei vollzogen sich 101 der insgesamt 190 Austritte in den Monaten März bis Juni. Das ist die Zeit, in der die öffentlichen Diskussionen um den Augsburger Bischof Walter Mixa und Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen hochkochten. Müller sieht einen direkten Zusammenhang: "Die Leute sind gerade in den Monaten ausgetreten, in denen es in Augsburg rumorte."
Bei der Geburtenrate sind keine größeren Schwankungen zu verzeichnen: 432 Buben und 433 Mädchen kamen zur Welt. Damit wurden insgesamt vier Kinder weniger als im Vorjahr geboren. Allerdings steigerte sich der Anteil der Neugeborenen, deren Eltern im Landkreis Ostallgäu wohnen, um 25 Prozent. Müller geht davon aus, dass die Zahl der Geburten in den nächsten Jahren auf dieser Ebene verbleiben wird: Nachdem 2007 die Entbindungsstation des Marktoberdorfer Klinikums geschlossen hatte, stieg die Kaufbeurer Geburtenrate in den Folgejahren. Jetzt scheint diese Entwicklung abgeschlossen.
Die Zahl der Sterbefälle kletterte von 739 auf 792. "Ich denke, dass das mit dem demografischen Faktor zusammenhängt", sagt Müller. Da 600 Verstorbene über 70 Jahre alt wurden, hält er die hohe Sterberate allerdings "für keine ungewöhnliche Zahl". Hinsichtlich der jüngeren Sterbefälle gebe es keine Abweichungen zum Vorjahr. Zudem blieb die Anzahl der verstorbenen Kaufbeurer mit 556 Fällen konstant.
Die Einwohnerzahl sank wie in den vergangenen Jahren: Zum 31. Dezember 2010 registrierte das Standesamt insgesamt 43199 Einwohner in der Stadt Kaufbeuren. Zum gleichen Zeitpunkt 2009 waren es noch 43324.