Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

"Das ist vereinsschädigend"

Kaufbeuren

"Das ist vereinsschädigend"

    • |
    • |
    "Das ist vereinsschädigend"
    "Das ist vereinsschädigend" Foto: harald langer www.xl-foto.de

    Mit einem 1:22-Debakel endete am Samstag das Heimspiel der Frauen-Bayernliga zwischen der SpVgg Kaufbeuren und dem SC Regensburg. Wegen eines massiven vereinsinternen Zwists boykottierte die erste Mannschaft die Partie und saß zusammen mit dem entlassenen Trainer Siamak Amani auf der Tribüne. Die dafür in die Bresche gesprungene zweite Mannschaft (sonst Kreisliga) war chancenlos. Wir haben uns danach mit Abteilungsleiter Armin Böck (29) unterhalten. Der Groß- und Außenhandelskaufmann hatte vorigen Sonntag Amani entlassen.

    Herr Böck, nach dem Boykott der ersten Mannschaft und dem erwarteten Debakel für die Zweite hat die Abteilung Frauenfußball der SVK schwere Schlagseite. Wie geht es Ihnen damit?

    Böck: Ich denke, es war für alle Beteiligten eine Erfahrung bezüglich Charakterstärke.

    Als Außenstehender wird man das Gefühl nicht los, dass es in dieser Geschichte mehr um Recht haben und Machterhalt ging, als um die Suche nach einer konstruktiven Lösung. Warum konnten oder wollten sie nicht mit dem am vergangenen Montag geschlossenen Kompromiss leben, der besagte, dass Trainer Amani eine Gnadenfrist von drei Spielen erhält?

    Böck: Einen Kompromiss, der auf einer Erpressung basiert, kann man in meinen Augen nicht als Kompromiss klassifizieren.

    Sie sind jetzt zwar intern der Gewinner. Als Preis dafür löst sich aber nach Meinung der meisten Spielerinnen die erste Mannschaft auf, und die Zweite ist wie gesehen in der Bayernliga nur Kanonenfutter. War es das wert?

    Böck: Das ist es mir wert! Wir stehen hinter den Spielerinnen, die sich trotz des hohen Debakels gegen Regensburg in den Dienst der Mannschaft gestellt und nie aufgegeben haben. Ich bin überzeugt, dass wir mit jeder Situation umgehen werden.

    Nach Angaben von Spielerinnen und Ex-Trainer Amani haben Sie weder mit dem Mannschaftsrat noch mit dem Coach vor der Entlassung ein klärendes Gespräch gesucht. Wäre das nicht nötig gewesen?

    Böck: Das ist eine Unterstellung! Ich hatte mit Herrn Amani vor seinem letzten Spiel gegen Frauenbiburg ein klärendes Gespräch gehabt. Er wurde über den Stand der Lage und die möglichen Konsequenzen aufgeklärt.

    Die Vorgabe vor dem Vorwochenende, dass die Mannschaft mindestens einen Punkt holen müsse, war angesichts der Stärke des Gegners Frauenbiburg unrealistisch. Hatte Trainer Amani wirklich eine faire Chance bei ihnen?

    Böck: Herr Amani hatte aufgrund meines Vertrauens in ihn, trotz der gegebenen Situation, die Möglichkeit bekommen, sechs Bayernligaspiele zu absolvieren.

    Was glaubten Sie, sportlich bewirken zu können, wenn man einen Trainer herauswirft, aber keinen Nachfolger parat hat und stattdessen den unerfahrenen Coach der zweiten Mannschaft als Interimstrainer installiert?

    Böck: Hans-Peter Kahmann ist in meinen Augen ein Nachfolger, der dieser Aufgabe gewachsen ist.

    Als Bilanz ihrer fünfmonatigen Amtszeit als Abteilungsleiter bleiben nun der Rauswurf eines U 17-Trainers, der Rauswurf eines Frauentrainers, ein Spielerinnen-Boykott, eine historische Niederlage, viel böses Blut im Verein und eine negative Außenwirkung. Können Sie damit zufrieden sein?

    Böck: Bei den Entlassungen hat der eine Fall mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. In beiden Fällen ließ es sich nicht vermeiden, den Schritt zu gehen. Eine Trainerentlassung aufgrund der sportlichen Situation ist alltäglich in der Fußballbranche, nur in unserer Situation sind die Spielerinnen mit dem Ablauf im Fußballgeschäft aufgrund der Vergangenheit nicht ganz so vertraut. Am Anfang ist es immer schwer, sich mit neuen Strukturen und Veränderungen zurechtzufinden. Man sollte es aber dennoch mit Charakter und Anstand bewältigen, was meiner Meinung nach am Samstag nicht zu erkennen war.

    Dass die Spielerinnen auf der Tribüne hämisch bei Ballverlusten oder Fouls an der eigenen Mannschaft Beifall klatschten, das ist vereinsschädigend, und mir fällt dazu nichts mehr ein!

    Die Fragen stellte Mischa Miltenberger.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden