Die ersten Tage sind immer etwas ganz Besonderes. "Die Viecher müssen sich an mich gewöhnen und ich mich an sie", erzählt Jakob Loitz von den ersten Tagen auf der Alpe. Den neunten Sommer verbringt der 74-Jährige aus Hittisau (Vorarlberg) mit seiner Frau Maria auf der Alpe Schilpere im Schatten des Hochgrats. Traditionell sind dort die jüngsten Rinder der Weidegenossenschaft Maierhöfen untergebracht.
Für Loitz heißt das eine ganz besondere Betreuung der Tiere. Ein paar Stunden am Tag verbringen die Schumpen im Stall, da bekommen sie Heu und auch Kraftfutter. "Das Gute dabei ist, dass ich dann gleich seh, ob auch alle gesund sind", sagt der Älpler. 31 Jungrinder von fünf Bauern sind es in diesem Jahr, dazu kommen zwei Ziegen vom Nachbarn. "Das ist der Kindergarten hier", sagt Jakob Loitz schmunzelnd. Viele der Rinder feiern hier auf der Alpe im August oder September ihren ersten Geburtstag. Gerade die ersten Tage hat er allerhand zu tun. "Die Tiere sind einen Laufstall gewöhnt, hier oben muss ich sie aber anbinden", erzählt der Rentner. Und so schaut er anfangs alle paar Stunden, ob sich auch keines der Tiere verheddert hat.
Eigener Hof in Hittisau
Mit Tieren kennt sich der 74-Jährige aus. "Ich hatte früher eine kleine Landwirtschaft", erzählt der achtfache Vater. Inzwischen hat ein Sohn den Hof in Hittisau übernommen. Hauptberuflich arbeitete er über 30 Jahre im Fernmeldedienst. "Da ging es die ganze Woche rund", erinnert er sich. Um so mehr genießt er nun die Ruhe in den Bergen. "Hier kann ich ausspannen", sagt er und fügt hinzu: "Die Arbeit geht hier oben allerdings nicht aus." Und wenn dann die Kühe unten im Tal sind, machen Maria und Jakob Loitz die Alpe noch winterfest. Der Stall wird geputzt, die Brunnen abgestellt und die Zäune abgebaut. Ein Rind für den Viehscheid am kommenden Samstag hat Jakob Loitz auch schon ausgesucht. "Es sollte schön groß sein und auch zutraulich", begründet er seine Wahl. Damit am großen Tag auch alles klappt, übt Loitz mit dem Tier vorher ein bisschen.
Geschmückt mit Reisigzweigen steht es derzeit auf der Weide zwischen den anderen Kühen. "Es muss sich daran gewöhnen, etwas auf dem Kopf zu haben", erklärt der Älpler.
Auch in der Küche der Alpe laufen schon die Vorbereitungen auf den Viehscheid. Auf dem Ofen liegen Silberdisteln zum Trocknen. "Ich hoffe, dass sie noch etwas aufgehen bei der Wärme", sagt Maria Loitz. Die 73-Jährige bindet wie jedes Jahr den Kopfschmuck für das Kranzrind. Fleißig hat sie dafür die vergangenen Tage Blumen gesammelt. Ein paar Margeriten, Erika, Schafsgarbe und blaue Enzianblüten liegen in einer Schale mit etwas Wasser schon bereit.
"Wenn es gut geht, schaffe ich es in 15 Stunden", sagt die Frau, während sie routiniert Schinken- und Käsebrote für die Tagesgäste auf der Alp herrichtet und liebvoll mit Zwiebeln und Tomaten verziert. Im August, wenn viele Urlauber unterwegs sind, hat Maria Loitz alle Hände voll zu tun. "Zum Glück hilft mir da dann oft eine Enkelin", sagt die 15fache Oma.
Mitte Oktober heißt es dann auch für Maria und Jakob Loitz von der Ruhe in den Bergen, aber auch von der vielen Arbeit Abschied nehmen. Unten im Tal freut sich der 74-Jährige vor allem auf eines: "Wenn wieder Schnee liegt, gehe ich zum Skifahren."
Viehscheid Maierhöfen Programm: Auftakt am Freitag, 20 Uhr mit der Partyband "Barfuss"; am Samstag treffen gegen 11.30 Uhr die Herden in Maierhöfen ein; ab 20 Uhr Heimatabend; am Sonntag um 10 Uhr Gottesdienst, anschließend Bürger- und Kinderfest.