Die fränkische 'Metzgerei Boggnsagg' serviert ihre Wurst- und Witzpalette im Modeon. Von Wolfgang Niederauer Marktoberdorf Unter Comedy-Kennern zählt Bernd Regenauers Hörspielreihe 'Metzgerei Boggnsagg' zu den Highlights dieses Genres. An diesen Erfolg knüpft die Bühnenfassung in einer Produktion des Stadttheaters Fürth an. Entstanden ist ein fast zweistündiges Programm über das ungewöhnliche Innenleben des fränkischen Schlachterladens. Mit seinen Original-Radiosprechern gastierte das Ensemble im Marktoberdorfer Modeon und strapazierte mit Wortwitz und Wortspielen gehörig Bauchmuskeln und Hirnzellen der Zuschauer.
Die Figuren und Handlungen sind aus dem 'wirklichen Leben' gegriffen und den Darstellern wie auf den Leib geschneidert. Ein exzellentes Bühnenbild (Dietmar Schleinitz) und Liebe zum Detail bei den Kostümen (Sandra Guckenberger) schaffen das perfekte Ambiente. Tief lässt Bernd Regenauer (Buch, Inszenierung und Regie) in das Wesen seiner Protagonisten blicken. So tief, dass ihre Auftritte zwischen Fleischerhaken und Ringwurst skurrile und groteske Züge annehmen. Erlaubt ist schließlich, was gefällt.
Die Stammkunden der Metzgerei Boggnsagg haben etwas Verbindendes: Sie dürfen sich hemmungslos von ihrer schrägsten Seite geben und laufen dabei zu Hochform auf. Bei Amtsrat Beifuß (Uwe G. Ebert), dem ewig pflichtbewussten Beamten, ist es die tiefe Angst vor dem Fremden. Selbst Pollenflüge sind ihm suspekt: 'Woher haben die nur das Geld? die Poolen'. Dagegen kalauert der chauvinistische 'Tjuning Paul' (Winfried Wittkopp) was denn ein Manta und Jesus ge-mein hätten? Beide wären 'Mehrtürer'. Gewagte verbale Kreationen hält Metzgerei-Chefin Herta Boggnsagg (Gabriele Kastner) bereit. Ihr kulinarisches Angebot reicht von der Antik-Wurst nahe am Verfallsdatum bis zur Wurst im Blinddarm vor dem Durchbruch.
Scheidung oder Runderneuern
Zu den Kunden zählt auch die mitteilsame Frau Breller (Antje Cornelissen), die ihren Lebensdurst mit der Lektüre der 'Frau im Koma' stillt. Während die termingehetzte Yuppie-Managerin Valerie Dupont (Julia Kempken) vor der existenziellen Frage: 'Scheidung oder Runderneuern' ihres Bodys steht. In die Herzen der Zuschauer spielt sich auch der geschäftstüchtige Türke Mehmet (Michael Bang). Dessen 'Subber-Angebote wall Du bist mein Freind' konfrontieren Metzgermeister Schorsch (Bernd Regenauer) mit den Tücken der Unterhaltungselektronik.
Schwungvoller Lehrbub
Die beschwingten Auftritte des Lehrbubs (Peter Drexler), der von immer neuen Schicksalsschlägen auf der Baustelle '68 Stunden im Zementmischer' berichtet, dürfen beim schrillen Panoptikum der 'schönsten Metzgerei der Welt' ebenso wenig fehlen wie der stets unerkannte Herr 'Dschuldigung'.
Nach genussvollen und treffsicheren Rundumschlägen, zu denen die Zuschauer begeistert applaudierten, stellt Schorsch Boggnsagg selbst die schicksalhafte Frage: 'Woo issn is Hirn?!' Aus dem Publikum kommt prompt die Antwort: 'Dort woos hinghört!' Skurrile Typen verkehren in der Metzgerei Boggnsagg: Die Darsteller der Radio-Comedy-Serie gastierte im Modeon. Foto: Alfred Michel