Füssen(rea). - Dass das Füssener Hallenbad eines Tages geschlossen wird, können sich wahrscheinlich mehr Menschen vorstellen als die Tatsache, dass es im weiterhin geöffneten Hallenbad keinen Hubert Kotte mehr gibt. Doch damit müssen sich nun einige Generationen abfinden. Denn zum 31. Dezember trat Hubert Kotte, der 'Vater aller Schwimmer', nach 31 Jahren in Diensten der Stadt Füssen in den Ruhestand. Gestern wurde er offiziell von Bürgermeister Christian Gangl verabschiedet. Hinter diesem Satz und hinter der nach Daten geordneten Vita von Hubert Kotte steckt mehr. Und mit reinen Zahlen, so auch Christian Gangl, 'kann man einem Mann wie Dir, kann man Deinem Engagement und Deinem Einsatz auch nicht gerecht werden'. Zig Generationen brachte Hubert Kotte das Schwimmen bei. Zig Leistungsschwimmer jagte er durchs Wasser als Trainer für die TSG. Und selbst ihn, Christian Gangl - damals noch nicht Bürgermeister - scheuchte Hubert Kotte ins nasse Element und zu neuen Zeiten. Denn als 'Rathaus Tigers' holten Kotte, Gangl und mehr Mitarbeiter der Stadtverwaltung auch durchs Schwimmen einige Siege bei den Füssener Sporttagen, der Stadtolympiade. Ernst Meßthaler - auch ein Rathaus Tiger - merkte hier an, dass es Hubert Kotte war, der sich seinerzeit den Deckel vom Pokal stehlen ließ. Und dass die Auslösefeier nicht der einzige Anlass war, bei dem Hubert Kotte auch sein Talent als Stimmungsmacher bewies. Überhaupt, so ergänzte Christian Gangl, sorgte er immer wieder für ein gutes Betriebsklima im Rathaus - sei es durch die Ausflüge zum Oktoberfest oder die Unterhaltung bei 'normalen' Betriebsausflügen. Ja selbst bis in die Partnerstadt Palestrina bei Rom drang der Ruf Kottes als Mann, mit dem man Pferde stehlen kann. Das bestätigten auch andere Kollegen wie Hauptamtsleiter Hans-Dieter Settele oder Personalamtschef Engelbert Lipovsky. Christl Bernhardt sah für den Personalrat vom üblichen Abschiedsgeschenk - Freikarten für das Hallenbad - ab. Man blieb jedoch im Element und schenkte Hubert Kotte und seiner Frau Elfriede Freikarten für die Forggensee-Schifffahrt. Geboren wurde der Füssener 'Schwimmvater' 1940 in Zeitz. Er lernte Blechschlosser und arbeitete einige Jahr bei seiner Lehrfirma. 1961 siedelte Hubert Kotte aus der damaligen DDR in die BRD über und kam über Hamburg 1964 nach Roßhaupten. Im gleichen Jahr fand die Hochzeit statt. Und nach und nach kamen die drei Kotte-Kinder. Kotte arbeitete als Spengler und Technischer Angestellter und wurde 1967 aktives Mitglied der Wasserwacht Marktoberdorf. In dieser Funktion unterstützte er dann auch die Schwimmmeister im Hallenbad der Kreisstadt. 1969 legte er selbst die Prüfung als Staatlich geprüfter Schwimmmeister ab.
In dieser Funktion kam er dann 1973 ans Füssener Hallenbad. Drei Jahre später wurde er geprüfter Schwimmlehrer, 1978 qualifizierte er sich zum geprüften Schwimmmeister, das Berufsbild bekam eine neue Prägung. Zum 1. Mai 1985 übernahm Hubert Kotte dann die Betriebsleitung des Hallenbades in der Nachfolge Hasso Fröhlichs. Nun - nach 31 Jahren im Bad - legt er diese Aufgabe in die Hände von Axel Wittwer. Um dieses Gerüst ranken sich zahllose sportliche Erfolge, die Hubert Kotte als Trainer der TSG-Schwimmer mit seinen Schützlingen holte. Herauszuheben ist hier vor allem der deutsche Meistertitel von Petra Haußmann in den 90er-Jahren. Bürgermeister Dr. Paul Wengert nahm damals die Siegerehrung im Olympiabad in München vor. 'Er war der dritte der vier Füssener Bürgermeister, die ich erlebt habe. Und mit allen vieren - Dr. Enzinger, Otto Wanner, Dr. Wengert und jetzt Christian Gangl war die Zusammenarbeit hervorragend', erinnerte sich Hubert Kotte. Das Gleiche bestätigte er auch den Mitarbeitern, mit denen er in den vielen Jahren zu tun hatte. 'Wir waren nicht immer gleicher Meinung, ein Wort gab das andere. Aber letztendlich war alles geprägt von guter Zusammenarbeit und wir fanden immer einen Konsens.' In den letzten Monaten und Wochen war er immer wieder von vielen Leuten angesprochen worden, wie lange er denn jetzt noch arbeiten müsse. Doch wie es auch Hans-Dieter Settele formulierte, der im kommenden Jahr in den Ruhestand geht: 'Es war kein Muss, dieses Arbeiten. Die erste Fahrt von Roßhaupten nach Füssen ist mir noch so gegenwärtig wie vor 31 Jahren. Und ich habe es keine Stunde bereut, bei der Stadt Füssen gearbeitet zu haben.' Sorgen, dass sich Hubert Kotte im Ruhestand langweilen könnte, hat niemand. Im Gegenteil. Er wird weiter für die TSG tätig sein und sich um die Freundschaft mit Palestrina bemühen. Bürgermeister Gangl trug ihm gestern schon die Idee an, einen Partnerschaftsverein zu managen. Und dann gibt es da ja auch noch Elfriede Kotte. 'Sie hat mich immer ziehen lassen, wenn es das Schwimmen oder der Beruf erforderte. Dafür bin ich dankbar.' Jetzt fliegen die beiden erst mal zwei Wochen auf Urlaub nach Teneriffa - der erste richtige Urlaub für Hubert Kotte, der seine freien Tage bisher immer in den Dienst der Schwimmer und damit der Jugend gestellt hat.