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Das größte Geschenk gabs schon vorab: Keine Umgehungsstraße

Immenstadt / Bühl

Das größte Geschenk gabs schon vorab: Keine Umgehungsstraße

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    Das größte Geschenk gabs schon vorab: Keine Umgehungsstraße
    Das größte Geschenk gabs schon vorab: Keine Umgehungsstraße Foto: fred schÖllhorn

    Das größte Geschenk zu seinem 75. Geburtstag am heutigen Montag hat Rainer Michel vorzeitig von den Immenstädtern bekommen: Mit ihrem Entscheid gegen eine Umgehungsstraße konnte Michel seinen Einsatz gegen die Bühl durchschneidenden Trassen nach Jahrzehnten beenden. Der ehemalige Kunert-Chef war stets ein engagierter Mitbürger: Für den Neubau der B19 hat er als erster die Unternehmer im südlichen Oberallgäu, deren Betriebsräte und Belegschaften aktiviert. Als Memmingen noch militärischer Flughafen war, plädierte er bereits für eine zivile Nutzung. Viele Jahre war er Vorsitzender des Tennisclubs Immenstadt, dessen Ehrenmitglied er ist, und Vorstandsmitglied des Segelclubs SCAI. Dem Tennisclub Grün-Weiss verhalf er zu einer eigenen Sportanlage. Seit eh und je ist er Förderer der Bühler Blaskapelle. Dass die Julius-Kunert-Stiftung entstand und ausgebaut wurde, ist ihm und dem verstorbenen Kunert-Finanzvorstand Ulrich Meincke zu danken. In gleicher Weise übte er in Wirtschaft und Berufsverbänden ehrenamtliche Funktionen aus - so als Vizepräsident "Gesamtmasche", dem Verband der Wirkereien, als AOK-Vorstandmitglied und als Sprecher des Informationskreises der Wirtschaft.

    Alles das tat er neben seinem Beruf, in dem er eine beachtliche Karriere machte. 1952 trat er als 17-Jähriger bei Kunert ein. Julius Kunert war zwar sein Onkel, aber in der reichen Unternehmer-Familie war Michels Vater, ein fröhlicher Riesengebirgs-Hüttenwirt, der eigene Lieder dichtete und sang, ein nicht geliebter Außenseiter. Deshalb bekam der junge Rainer Michel auch nur einen Job als Hilfsarbeiter. Bald sah jedoch Julius Kunert, welche Qualitäten sein Neffe hatte. So wurde Michel Wirker, dann Betriebsassistent, Abteilungsleiter und 1966, 31 Jahre alt, technischer Leiter aller Kunert-Betriebe. Von da ab ging es steil bergauf: Kunert entwickelte das Supergarn Chinchillan. Neue Werke - darunter Berlin, Mindelheim - wurden gebaut, und 1973 ernannte der 73-jährige Julius Kunert Michel zum Direktor und persönlichen Stellvertreter.

    Damals hatte Kunert einen Umsatz von 78 Mio. Mark (40 Mio. Euro). 1991 war er auf 693 Mio. Mark (354 Mio. Euro) gestiegen. 6300 Mitarbeiter waren weltweit beschäftigt, Kunert war Europas größter Strumpfhersteller. Als Kunert 1988 Aktiengesellschaft wurde, wurde Michel Vorstandvorsitzender. Er blieb es bis 1996.

    Ökologische Akzente gesetzt

    Sehr früh, 1980, setzte Michel in der Kunert-Gruppe ökologische Akzente. Was unter seiner Regie mit der betrieblichen Umweltbilanz eingeleitet wurde, ist heute weltweit in großen Unternehmen Standard, floss in internationale Normen ein und ist in Lehrbüchern zu lesen.

    Michel wurde dafür vom Bundesverband der deutschen Industrie ausgezeichnet, erhielt die bayerische Umweltmedaille und den europäischen Alternativen Marketing-Preis. Das Sustain Ability Institut London bewertete im Auftrag des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP die Kunert-Umweltbilanz als "mit einer Nasenlänge Vorsprung die beste der Welt".

    Für seine Lebensleistung wurde Michel mit dem Bundesverdienstkreuz, der Verdienstmedaille des Freistaates Bayern und dem Ehrenring der Stadt Immenstadt ausgezeichnet. (glm)

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