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Das Gedenken an den Sammler bleibt

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Das Gedenken an den Sammler bleibt

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    Obergünzburg (kfl). - Am Ende des 18. Jahrhunderts brachten viele Menschen aus den neuen Ländern Kulturgüter ins Abendland. Doch Museen konnten sich keine eigenen Sammlungsreisen leisten und bauten daher auf die Sammler vor Ort. Ein Beispiel für einen eifrigen Sammler war der Obergünzburger Karl Nauer. Als Kapitän des Lloyd-Dampfers Sumatra befuhr der Seemann in den Jahren 1906-1913 die melanesische Inselwelt und sammelte ethnographische Gegenstände für deutsche Völkerkundemuseen. Etwa 1500 Exponate werden auch in der Südseesammlung in Obergünzburg zu sehen sein, die voraussichtlich im Jahr 2005 eröffnet wird. Am 7. Oktober vor 40 jahren starb Kapitän Nauer. Aufgrund seiner Möglichkeiten, Objekte zu sammeln, und seiner guten Kontakte zu deutschen Museen und zu der melanesischen Bevölkerung nahm Nauer eine Schlüsselrolle im Ethnographica-Handel ein. Karl Nauer, als Sohn eines Seifensieders am 27. November 1874 in Obergünzburg geboren, bestand entgegen den Plänen seiner Mutter auf seinem Kindheitstraum, zur See zu fahren. Dieser Wunsch entstand bei einer Reise zu einer Tante an den Bodensee. Sein Schlüsselerlebnis war der Kapitän des Bodenseeschiffes: 'Das war aber auch ein Mann! Groß, selbstbewusst, in der blauen goldbesetzten Staatsuniform eines königlich bayerischen Dampferkapitäns stand er auf der Brücke des schneeweißen, stolzen Dampfers und winkte herablassend mit der weißbehandschuhten Rechten' - so erlebte ihn der junge Nauer.

    Mit 32 erstes Kapitäns-Kommando Enttäuscht vom Drill der kaiserlichen Marine und der fehlenden praktischen Ausbildung, heuerte er auf verschiedenen Schiffen an. Nach fünf Jahren Seefahrt besuchte er die Steuermannsschule in Hamburg. 1895 trat er den Dienst beim Norddeutschen Lloyd (NDL) an und diente sich bis 1903 bis zum zweiten Offizier hoch. Mit 32 Jahren erhielt er sein erstes Kommando als Kapitän auf dem Küstendampfer Sumatra, der im Inselzubringerdienst im Bismarck-Archipel und den Salomonen eingesetzt war. Im März 1908 musste er wegen einer Reserve-Übung die Südsee verlassen und kehrte im Oktober mit Dr. Ludwig Cohn, dem naturwissenschaftlichen Assistenten des Städtischen Museums für Natur, Völker- und Handelskunde Bremen, in die Südsee zurück. Die beiden hatten den Auftrag, völker- und naturkundliche Sammlungen für das Bremer Museum anzulegen. Von März 1909 bis November 1912 war Nauer wieder Kapitän der Sumatra. Während der Reise mit Dr. Cohn auf das Festland 1908/09 erlitt er zwei Malaria-Fieberschübe. Eine Magenoperation zwang Nauer zu einem Heimataufenthalt im Frühjahr 1913. Der Operation im Obergünzburger Krankenhaus schloss sich ein Urlaub bis Oktober 1913 an. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges übernahm er das Kommando auf der Sigmaringen im Südamerika- und Ostasiendienst. Nach Kriegsende war eine Weiterbeschäftigung beim NDL wegen Dezimierung der Flotte nicht möglich. Mit geliehenem Geld und keinerlei Erfahrung versuchte er vergeblich einen Bauernhof im Allgäu zu bewirtschaften. Zu allem Unglück erkrankten seine Kühe an Maul- und Klauenseuche. 'Ich konnte von dort aus 30 Kirchtürme sehen, das war auch alles. Ansonsten war es ein langsamer Tod.'Anfang der 20er Jahre ging der Wiederaufbau des NDL so zügig voran dass Nauer im Januar 1923 wieder einen Vertrag als erster Offizier auf einem Passagierdampfer bekam. Im August 1924 wechselte er auf die neu erbaute Sierra Morena und blieb auf diesem großen Ozeandampfer mit 1094 Passagieren und 298 Besatzungsmitgliedern Kapitän bis zu seiner Pensionierung am 31. März 1935. Mitte der 20er Jahre heiratete er die Deutsch-Spanierin Adelina Schülein, gemeinsam wohnten sie in einem Vorort von Buenos Aires. 1937 starb seine Frau, Nauer heiratete ein zweites Mal, die Deutsch-Argentinierin Elena Nürnberg. Seinen Plan, nach Deutschland zurückzukehren, konnte er nicht mehr verwirklichen. Er starb am 7. Oktober 1962 in Missiones an einer Herzkrankheit und liegt dort begraben. i Am Sonntag, 6. Oktober, findet um 19.15 Uhr in der Pfarrkirche Obergünzburg anlässlich des 40. Todestages des Ehrenbürgers Kapitän Karl Nauer eine Messe statt. Um 20 Uhr wird im Sitzungssaal des Pflegerschlosses Obergünzburg ein Film über Papua Neuguinea gezeigt.

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