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Das Gedächtnis der Stadt

Lindenberg

Das Gedächtnis der Stadt

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    Günter Fichter nennt es "das Gedächtnis der Stadt". Seit 1980 beschäftigt sich der ehemalige Realschullehrer und Historiker mit den alten Lindenberger Geschichten und Ereignissen, die sich im Stadtarchiv im Dachgeschoss des Hutmuseums stapeln.

    In den vergangenen Jahren leistete er, zusammen mit den Heimatkundlern Manfred Röhrl, Karl G. Staudter und Hermann Stoller einen erheblichen Beitrag zur historischen Aufarbeitung der Lindenberger Vergangenheit. In Ausstellungen, Vorträgen und Aufsätzen über die Geschichte des Waldsees, der Stadtpfarrkirche oder den Wandel der Stadt vom Dorf zum Zentrum lässt er diese wieder lebendig werden. Seine sorgfältig recherchierte Stadtchronik ist ein wichtiger Bestandteil der Literatur über die Bergstadt. Zudem veröffentlicht er regelmäßig im Jahrbuch des Landkreises Lindau und im Familienkalender der Heimatzeitung, ist Autor des zweiteiligen Bandes "Lindenberg in alten Ansichten" und Mitglied im Literaturzirkel "Federkiel". 2010 ist für ihn selbst ein "historisches" Jahr: seit 30 Jahren arbeitet er ehrenamtlich als Stadtarchivar.

    Herr Fichter, Sie verwalten das Stadtarchiv seit 30 Jahren. Wie sind Sie damals dazu gekommen, diese Aufgabe zu übernehmen?

    Fichter:Nachdem mein Vorgänger Josef Graf mit 78 Jahren das nicht mehr machen konnte, hat der Stadtrat jemanden gesucht, der das übernimmt. Ein Kollege in der Realschule hat mich darauf angesprochen. Da habe ich dann lange hin und her überlegt - immerhin hatte ich auch schon kleine Kinder. Letztlich habe ich dann doch ja gesagt, schließlich war ich schon immer, egal wo ich war, heimatgeschichtlich sehr interessiert und die Arbeit hat mich natürlich gereizt. Aber es war damals schon eine ganze Menge an Material, in das ich mich erst einarbeiten musste.

    Wie viele Dokumente befinden sich heute im Archiv?

    Fichter: Die genaue Zahl kenne ich nicht, aber es gibt über 330 Schachteln mit Archivalien, hauptsächlich Fotografien. Das ist eine Unmenge. Wenn man das umrechnet, wären das rund 80 Meter Regallänge. Eigentlich verlangt das Archiv nach mehr Platz, aber ich denke, da zeichnet sich mit der Zeit eine Lösung ab. Vielleicht auch für meinen Nachfolger.

    Sie denken daran, das Amt abzugeben?

    Fichter: Natürlich hat man einen Punkt, wo man denkt, ein Ausstieg wäre sinnvoll. In Lindenberg stehen noch einige Jubiläen an. 2014 zum Beispiel ist das 100-jährige zur Stadterhebung und zur Stadtpfarrkirche.

    Welches ist das älteste Dokument im Archiv?

    Fichter: Das sind Unterlagen vom Ende des Mittelalters, aber sehr wenige. Es sind natürlich Abbildungen von der Ersterwähnungsurkunde von "Lintiberc" aus dem Jahre 857 vorhanden, aber das Original ruht wo es hingehört - in Sankt Gallen.

    Woher beziehen Sie als Heimatpfleger ihre Quellen für ihre Aufsätze, beispielsweise für die "Lindenberger Geschichten", die in der Heimatzeitung erschienen sind?

    Fichter: Neben dem Stadtarchiv aus dem Dokumentationszentrum in Weiler. Hin und wieder war ich auch im Augsburger Staatsarchiv oder in Bregenz im Vorarlberger Landesarchiv..

    Wie zeitaufwendig ist das Ehrenamt?

    Fichter: Auf dem Papier erwartet man von mir, dass ich wöchentlich vier Stunden mache. Mit allem was dazu gehört: Ordnen, Präsentieren und Verwerten. Manchmal reicht diese Zeit nicht aus: Bei anstehenden Ausstellungen oder Jubiläen kann es auch mal das Zehnfache sein.

    Am 18/19. Juni wird es ein Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen der Grundschule geben. Werden Sie dazu ein Projekt vorbereiten?

    Fichter: Eine Ausstellung soll es geben. Wie das genau aussieht, wissen wir noch nicht. Ich mache mit und helfe, dass es gelingt. Die Lindenberger sollen auch mitmachen - wir suchen nicht nur Bilder, sondern auch alte Schulsachen. Zusätzlich erstelle ich eine Zeitreise, die die Geschichte der Schule als Laienschauspiel vorstellt. Die Dinge sollen so lebendig und abwechslungsreich wie möglich dargestellt werden.

    Das hat schon vor drei Jahren zur 1150-Jahr-Feier ganz gut geklappt und ist eine schöne Gemeinschaftsaufgabe. Außerdem tut es gut, mit meiner Arbeit in die Öffentlichkeit zu treten: Archivarbeit findet zunächst einmal im stillen Kämmerchen statt und wurde lange Zeit verkannt.

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