Pfronten/Ostallgäu (hs). - Er ist eigentlich der Prototyp eines Sozialdemokraten: Kurt Finger, der langjährige Betriebsratsvorsitzende bei Endress + Hauser in Nesselwang, IG Metall-Mitglied, ehrenamtlich engagiert am Arbeitsgericht und Vertrauensmann bei einer Krankenkasse. Er war auch Sozialdemokrat, 25 Jahre lang. Jetzt gab er sein Parteibuch zurück: Finger arbeitet in der Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (ASG) mit, dem neuen Sammelbecken für die von der Politik der Bundesregierung enttäuschten Linken. Es ist vorwiegend das klassische SPD-Klientel, das in der ASG eine neue Heimat gefunden hat: die Gewerkschaftler. Was Bundeskanzler Gerhard Schröder als notwendige Reformen zur langfristigen Sicherung des Sozialstaates wertet, sehen sie als Ruin desselben: Hartz IV, Praxisgebühren, die komplette Agenda 2010, Rentenkürzungen. 'Unsere Zukunft wird nicht sozial abgesichert - die Massenarbeitslosigkeit wird zementiert', heißt es in einem Aufruf der neuen Allgäuer ASG-Regionalgruppe. Sie wirbt um Mitglieder mit Sprüchen wie: 'Wer den Armen etwas geben will, muss den Reichen etwas nehmen und nicht umgekehrt.' So sieht's auch der Pfrontener Kurt Finger. Ausgerechnet eine SPD-geführte Regierung setzt aus seiner Sicht auf eine neoliberale Politik, 'die an den Geldbeutel der kleinen Leute geht, aber die Großen verschont. Da stimmt es im gesamten Bereich nicht'. Seiner Meinung nach müsse 'die Last auf alle Schultern verteilt werden'. Da dies nicht der Fall ist, trat er aus der SPD aus und wandte sich der ASG zu. An der Allgäuer SPD-Bundestagsabgeordneten Sigrid Skarpelis-Sperk habe dies nicht gelegen, betont Finger: 'Die Sigrid hat bis zum Schluss die sozialen Belange vertreten', doch stünde sie mit ihren Ansichten in der Fraktion ziemlich alleine da. Finger gehört bereits dem provisorischen Vorstand der Regionalgruppe Allgäu an.
'Warnschuss an die Partei' Die Wahlalternative wertet er als 'Warnschuss an die Partei'. Ob aus der ASG selbst eine Partei wird, steht noch nicht fest: Im Herbst soll die Entscheidung fallen. Allerdings orakeln Wahlforscher bereits, dass die ASG bei Bundestagswahlen deutlich über die Fünf-Prozent-Hürde kommen könnte. i Die ASG-Regionalgruppe Allgäu lädt am Donnerstag, 22. Juli, 18.30 Uhr, zu einer Info-Veranstaltung ins Kemptener Wirtshaus 'Klecks', Rottachstraße 17, ein. Unter dem Motto 'Jetzt reicht's uns!' wird Ernst Klaus, Gründungsmitglied der Wahlalternative, sprechen.