Hergensweiler | hip | Der 'Tag der offenen Tür' hat auch in diesem Jahr zahlreiche Besucher in das Heimatmuseum Hergensweiler gelockt. 'Wir haben Leute gehabt - wir haben uns kaum retten können' erzählt Heimatpfleger Georg Rehm, der gerade die letzte Führung durch das Haus beendet hat.
Zu bestaunen gibt es in dem heimelig anmutenden Museum viel, darunter alte Arbeitsgeräte aus Landwirtschaft und Nebenberufen, Möbel, Trachten und Aussteuerwäsche. Zu dem Gebiet 'Volksfrömmigkeit' habe Hergensweiler die umfangreichste Sammlung in Bayern, erzählt Georg Rehm. Neben Andachtsbildchen, Medaillen und Rosenkränzen sind auch zwei 'Fatschenkindl' zu bewundern: gewickelte Jesuskinder, wie sie früher in Klöstern hergestellt wurden.
'Wenn man hier verwurzelt ist, freut es einen umso mehr, was hier geleistet wird', zollt der gebürtige Hergensweilerer Roland Geiselmann dem Trachtenverein unter der Leitung von Gerhard Wetzel Respekt. 'Ein dickes Lob' spendet er auch dem Heimatpfleger, der mit seiner sachkundigen Führung alles 'richtig lebendig' mache. Helene Raiber aus Wangen, die zum ersten Mal das Museum besucht, freut sich über die Vielfalt an Ausgestelltem. Ihr Augenmerk gilt vor allem den alten Gerätschaften aus der Landwirtschaft, die sie zum Teil noch von den Großeltern kennt. 'Das weckt Erinnerungen', sagt Raiber.
Klöppeln und Nähen kommt auch bei Jüngeren an
Auf großes Interesse stoßen auch die Vorführungen mit alten Handarbeitstechniken. Gleich vier Damen sind am Klöppeln. Ursula Steinegger fertigt eine Trauerweide für eine Beileidskarte, Claudia Zinnecker einen Schal aus Baumwolle. Sie wechselt sich ab mit ihrer Tochter Alexandra (11 Jahre), der künftigen Besitzerin des Unikats. Ein roter Seidenschal entsteht unter den Händen von Hanni Rehm, Sigrid Große fertigt einen blauweißen aus 'reiner, schlichter Wolle'. 'Für den Eigengebrauch', wie fast alle. Denn bis so ein Exemplar fertig ist, können leicht Monate vergehen. Hedwig Wetzel verziert sorgsam Gebets-Eier mit individuellen Motiven, darunter Marienbildnisse und -gebete.
Sehr viel Fingerspitzengefühl braucht auch Claudia Zapf zum Anfertigen ihrer Trachtenhaube. Sie verweist auf die unterschiedlichen 'Bödele' der ausgestellten Hauben: 'Keines ist gleich.' Ein Zimmer weiter entstehen die 'Wichtelmännle' mit den wilden Bärten, die Marga Wetzel liebevoll aus Naturmaterialien gestaltet. Die gelernte Schneiderin ist im Trachtenverein 'normal' für das Trachten nähen zuständig. Sie nimmt an den Mitgliedern Maß, fertigt Schnittmuster und schneidet auch zu, aber 'zum Nähen muss dann jeder selber ran'.
Kissen und Wandbehänge mit traditionellen Mustern
Gleich drei Generationen sitzen am Tisch beim Patchwork. Während Gertrud Heim und Edith Buntz sich regelmäßig mit ihrer Gruppe bei Marianne Fink aus Weiler zu dieser anspruchsvollen Näharbeit zusammenfinden, hat die neunjährige Lea Schäfer 'grad heute' Gefallen daran gefunden und sich zu der Runde gesetzt. Kissen, Decken oder Wandbehänge werden hier mit traditionellen Mustern wie 'Großmutters Blumengarten' oder 'Der Weg eines Betrunkenen' ausgestattet.
Zuschauen kann man auch Toni Mayer, der mit Aquarellfarben malerische Landschaften aufs Papier zaubert. Arbeiten des Künstlers, der auch stellvertretender Vorsitzender des Museumsvereins Wasserburg ist, sind heuer in einer Sonderausstellung des Hergensweilerer Heimatmuseums zu sehen.