Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Danke, Haindling, für diese Klangwelt

Allgäu

Danke, Haindling, für diese Klangwelt

    • |
    • |

    Von Klaus Bielenberg |FüssenDanke Haindling! Drei Stunden ließ die Gruppe ihre rund 1400 Zuhörer im ausverkauften Festspielhaus in eine Musik eintauchen, die unvergleichlich ist. Witzige, lockere, realitätsbezogene, sehr direkte und ironische Texte taten ihre Wirkung. Sie spiegelten auf unterhaltsame Weise unser Leben, wenn sie auch ernste soziologische Thematiken enthielten. Die sympathischen Multi-Instrumentalisten begeisterten rundum, wobei die führende Hand des unermüdlichen Hans-Jürgen Buchner stets ihren Stempel aufprägte.

    Im Laufe des Abends umschrieb er mit einfachen Worten sein Programm. "Wir machen keinen bayrischen Abend, es wird nur bayrisch gesungen." Das Geheimnis seiner Musik liegt wohl darin, dass er es vorzüglich versteht, Elemente der bayerischen Volksmusik mit Jazz, Pop und der Klangwelt außereuropäischer Musik zu verschmelzen. Er ist weltoffen und sucht neugierig immer wieder nach Klängen, mit denen er auch spielt, experimentiert und sie in seine Gesänge und Texte an den richtigen Stellen einbaut. So finden sich in seinem Sammelsurium auf der Bühne neben Synthesizer, Keyboard, E- und Akustik-Gitarren nicht nur die bekannten Blasinstrumente wie Saxophon, Trompete, Tuba, Horn, Klarinette und Oboe, sondern auch afrikanische Trommeln, asiatische Klanghölzer und Klangbalken, verschiedene Gongs und der Dulcimer (eine Art Zither).

    Mit Michael Ruff (Tasteninstrumente), Reinhold Hoffmann (Keyboard, Tenorsaxophon), Wolfgang Gleixner (Bass, Tuba), Michael Braun (Saxophone, Trompete) und Peter Enderlein (Percussion) hat er Musiker, die das Zeug in sich haben, all seine musikalischen Ideen glänzend umzusetzen.

    Das Programm begann mit "Der König kommt". War das eine Reverenz an den Königswinkel und an das Festspielhaus? Wenn hierbei neben den Alphörnern auch in gut gelungener Verbindung Antilopenhörner Verwendung fanden, so handelte es sich nicht um einen Nachvollzug afrikanischer Musik, sondern um eigenständige bayerische Musik unseres Jahrhunderts.

    Natürlich kamen auch viele bekannte Titel zum Vortrag: Musikalisch virtuos und zugleich bissig die Hymne des "Mir san mir"-Bayerntums; die Persiflage auf die drei Polizisten, die schon mal ihre Mütze seitlich aufsetzen; "Du Depp" mit herrlichen Bassgitarren- und Schlagzeugsoli; der Song "Paula" aus der Serie "Zur Freiheit"; der gute Launemacher "Spinn i". Umweltbewusst greift Buchner das Sterben der Inselgruppe Aosis auf, die durch das Ansteigen des Meeres bedroht ist. Aktuell, liebevoll und zugleich karikierend wirkt der Text im Lied "I mechat koa Eisbär sei". Viel Sonderbeifall gab es für das mit unheimlichen Drive vorgetragene Stück "Keine Zeit". Beim ekstatischen Spiel auf den Klangbalken entlud sich förmlich ein Gewitter. Insgesamt begeisterten die Melodien, die effektvollen Einwürfe und auch die bisweilen dadaistische lyrische Sprache.

    Buchner ist auch Therapeut

    Buchner sah sich auch als Therapeut. Er ließ den Zwiefachen mitklatschen, lud zum Schunkeln beim Walzer ein und machte tolle Atem- und Stimmbildungsübungen mit seinem Publikum, die darin gipfelten, dass der ganze Saal auf einem Ton das A aushielt. Dies war nach der Aufnahme und Bearbeitung zugleich der Hintergrundchor für die Improvisation auf seiner singenden Säge. Nicht nur er, sondern vor allem das Publikum fand, dass es ein schöner Abend war und dementsprechend wurde "Haindling" gefeiert.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden