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Dämonenjagd in Erkheim Klausen-Brauchtum

Wochenende

Dämonenjagd in Erkheim Klausen-Brauchtum

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    Dämonenjagd in Erkheim  Klausen-Brauchtum
    Dämonenjagd in Erkheim Klausen-Brauchtum Foto: David Yeow

    Seit Anfang Dezember ziehen sie wieder durch die Allgäuer Städte und Dörfer. Mit furchterregenden Kostümen und Teufelsfratzen maskiert, mit Ketten und Schellen bewaffnet, jagen und erschrecken sie alles, was sich bewegt.

    Doch die, die in den Nächten vor dem Nikolaustag ihr Unwesen treiben, sind keine Wegelagerer oder Verbrecher. Sie sind die Beschützer der Dörfer – oder sollen es zumindest in der heidnischen Zeit gewesen sein. Ganz geklärt ist die Herkunft des Klausen-Brauchtums nämlich nicht. Allgemein glaubt man an folgenden Ursprung:

    Vor allem in den kalten und dunklen Wintermonaten fürchteten sich die Heiden vor Gespenstern und Dämonen. Als Schutz erfanden sie die Klausen. Ledige Burschen, in Tierfelle gekleidet und mit Holzmasken verhüllt, sollten den Geistern vorgaukeln, im Ort gäbe es schon übernatürlichen Besuch. Daraufhin, so hofften die Dorfbewohner, sollten die echten Geister weiter ziehen - offenbar waren die heidnischen Dämonen nicht besonders clever.

    Heutzutage glaubt freilich niemand mehr an Gespenster, an den Erhalt des Allgäuer Brauchtums dafür umso mehr. So auch der Verein Erkheimer Klausen. Jedes Jahr veranstalten die Mitglieder ein Klausentreiben mit schaurig schönen Kostümen. "Heute müssen wir natürlich keine Dämonen mehr vertreiben," sagt Helmut Vorraber, erster Vorsitzender der Erkheimer Klausen. "Hauptsächlich geht es um den Spaß an der Sache". So gehen die Klausen aus Erkheim von Haus zu Haus, tadeln und loben die Kinder und nehmen an Umzügen teil.

    Aber Klausen wären keine echten Klausen, wenn sie nicht auch auf die Jagd gehen würden. "Das gehört schon dazu", erzählt der 55-jährige. "Für die Kinder und Jugendlichen ist es ein Spiel. Sie ärgern uns und wir hetzen ihnen hinterher." Mit Gewaltausbrüchen wie in anderen Allgäuer Gemeinden wollen die Erkheimer Klausen aber nichts zu tun haben.

    Deshalb verwenden sie auch keine Weidenruten mehr, sondern nur noch Ruten aus Birkenreisig. "Dabei merkt man zwar, dass man getroffen wurde, aber es gibt keine Striemen," erklärt Vorraber, der schon seit über 30 Jahren im beim Klausentreiben in Erkheim dabei ist. "Es macht einfach Spaß, es ist eine tolle Gemeinschaft und wir tun etwas für das Leben im Dorf." Deshalb denkt er auch noch lange nicht an den Klausen-Ruhestand: "So lange ich's noch 'vergrattel', bleib ich Klaus!", erzählt der 55-Jährige verschmitzt.

    Und so zieht er auch dieses Jahr wieder durch Erkheim. Nicht auf der Jagd nach Dämonen, sondern um Kindern eine Freude zu bereiten - und um sie ein wenig zu erschrecken.

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