"Treffpunkt Stadtpark" heißt eine Serie der Memminger Zeitung. In reizvoller Umgebung, auf dem früheren Landesgartenschau-Gelände, sprechen wir mit bekannten Memmingern und Unterallgäuern. Unser gestriger Interviewpartner war Matthias Ressler, Vorsitzender beim Kulturzentrum Kaminwerk.
Memmingen Die Gebrauchsanweisung für eine Stereoanlage hat ungeahnte Qualitäten. Sie lehrt einen nicht nur den Umgang mit dem Gerät, sie kann auch wertvolle Dienste leisten bei der Gründung einer Band. Irgendwann in den 1980er Jahren hatten in Woringen ein paar junge Musiker beschlossen, fortan als Gruppe aufzutreten. Doch wie sollte die Band heißen? In der besagten Gebrauchsanweisung stießen sie auf den englischen Begriff Headphone Jack (zu deutsch: Kopfhörer-Buchse). Jetzt hatten sie einen Namen gefunden.
Matthias Ressler gehörte zu Headphone Jack. Er spielte Gitarre und trat als Sänger auf. "Natürlich hat man damit auch seine Eitelkeit befriedigt", erinnert sich der 42-Jährige, der seine Sonnenbrille an diesem eher trüben Vormittag ins Haar gesteckt hat. "Applaus ist etwas ganz Tolles", fügt er hinzu.
Das habe bei der Gründung der Band sicherlich eine wichtige Rolle gespielt. Dazu kommt Resslers Rolle bei Headphone Jack: Sänger sind ja gemeinhin prädestiniert dafür, in die Rolle des Mädchenschwarms zu schlüpfen. Da übt er sich in Diskretion: "Es gab Möglichkeiten", antwortet Matthias Ressler und schmunzelt.
Treffpunkt Kreuzung
Einen festen Platz in seinen Jugenderinnerungen hat auch eine Kreuzung in Woringen. Das war der Treffpunkt der Dorfjugend. Die damalige Mode beschreibt der 42-Jährige so: "Cowboystiefel, Jeans, T-Shirt. Das ist zeitlos." Am Wochenende gings ins Festzelt oder in eine Disco, dort konnte man viele Bekannte treffen. Seinen damaligen Musikgeschmack beschreibt er mit "rocklastig".
Da stand die Gruppe "Kiss" in der Beliebtheitsskala ähnlich weit oben wie zum Beispiel Led Zeppelin. Und heute? "Die alten Klassiker hört man immer", sagt Ressler.
Die Arbeit beim Kaminwerk bringt es mit sich, dass der 42-Jährige auch heute noch engen Kontakt zu jungen Leuten hat. Im Kulturzentrum mache er aber inzwischen vieles "aus dem Hintergrund. Ich will nicht als Berufsjugendlicher in die Geschichte Memmingens eingehen". Man brauche da seine "Mittelsmänner. Wir haben gute Kontakte zu Schülervertretern." Der Eröffnung des Kaminwerks in 2005 war ein rund zehn Jahre langer Kampf um eine solche Einrichtung vorausgegangen. Dieses Engagement habe für ihn damals den Ausschlag gegeben, in Memmingen zu bleiben, erzählt der gelernte Radiojournalist. "Für eine Rundfunk-Karriere hätte ich weggehen müssen.
" Das lange Ringen um ein Kulturzentrum kommentiert Matthias Ressler in der Rückschau ziemlich abgeklärt: "Man kann nicht erwarten, dass alles mit dem Kopf nickt, wenn man eine gute Idee hat. Dazu ist unsere Gesellschaft zu komplex. Wer allerdings ungeduldig ist, verzweifelt wohl an einem solchen Projekt."
"Wie es in 100 Jahren aussieht"
Wer im kulturellen Bereich arbeitet, wisse ohnehin nie so genau, was im nächsten Jahr passiert, ist Resslers Erfahrung. "Man lernt damit umzugehen." Und so gehört es auch zu seinen Grundsätzen, nicht zu weit in die Zukunft zu planen. Eines würde den gebürtigen Memminger dann aber doch brennend interessieren: "Wie es in 100 Jahren auf der Welt aussieht und wer dann Fußball-Weltmeister ist."