Christina Stürmer kann auch die leisen Töne. Das hat sie bei ihrem Auftritt in der Big Box Allgäu in Kempten mit ihrem Lied Mama (Ana Ahabak) bewiesen. Das Lied, das den Irakkrieg aus der Perspektive eines kleinen Mädchens schildert, ging den rund 1400 Zuschauer sichtbar unter die Haut. So war es schade, dass die 28-jährige Österreicherin nicht mehr ihrer schönen leisen Töne in das Konzert gepackt hat und sich stattdessen auf das Motto "Lebe lauter" konzentrierte. Das war aber auch schon der einzige Kritikpunkt an dem Gute-Laune-Auftritt des Energiebündels.
Schon beim zweiten Lied, "Die beste Zeit", klatschte das bunt gemischte Publikum begeistert mit. "Hier ist immer gleich eine gute Stimmung", lobte Stürmer die Konzertbesucher. Das sei bei ihrem ersten Kemptener Konzert in der Kultbox schon so gewesen, und das habe sich auch nicht verändert.
Mit einem ganzen Paket an schnellen Stücken sorgte die Österreicherin dafür, dass das auch so bleibt. "Wir leben den Moment" wurde gefolgt von "Fieber", dem Lied zur Fußball-Europameisterschaft 2008. Nur ihre aktuelle Single "Wenn die Welt untergeht" nahm das Tempo zwischenzeitlich deutlich zurück, bevor es wieder in die Vollen ging. Bei aller Energie, die Stürmer auf der Bühne zeigte, achtete sie immer drauf, den Kontakt zum Publikum nicht zu verlieren.
Mal ließ sie die Welle durch die Zuschauer-Ränge laufen, dann erzählte sie wieder eine kleine Geschichte - wie die von ihrer ersten Stereoanlage, die sie mit 13 geschenkt bekam. In dem Geschenk-Paket war damals auch ihre erste CD, über die sie heute noch den Kopf schüttelt: "Das habe ich mir nur deswegen angehört, weil es eben die einzige Möglichkeit war, die Stereoanlage zu nutzen", lästerte sie über den 90er-Jahre-Pop. Dass sie lieber eine rockigere Musik als Geschenk gehabt hätte, ist an ihrer Zusammenstellung der Stücke für die aktuelle Tournee abzulesen.
Zu den Wegen, das Publikum mit einzubinden, zählte auch die Internet-Abstimmung, bei der sich die Konzertbesucher ein Lied wünschen konnten. In Kempten fiel die Wahl auf "Liebt sie dich so wie ich?". "Das haben wir schon ewig nicht mehr live gespielt", wunderte sie sich ein wenig über diesen Wunsch. Ebenfalls für eher ungewöhnliche Töne sorgte zwischendurch Roland Kerschbaumer, der das Stück "An Sommertagen" mit seiner Posaune unterstützte.
Zu den Konzerthöhepunkten zählte "Ich lebe", bei dem Stürmer zu Beginn gar nicht mehr selbst singen musste, so textsicher war das Publikum. Und auch die Sängerin selbst ist immer noch stolz auf das Lied, wie sie mit der Bezeichnung "unser Erstgeborenes" klar ausdrückte. Vermutlich wird sie es also auch beim nächsten Besuch in Kempten mit im Gepäck haben.