Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Centrum Viva: Name ist Programm

Allgäu

Centrum Viva: Name ist Programm

    • |
    • |

    Kempten (pa). - 'Es ist toll, mit anderen Leuten zusammen zu leben,' sagt Robin Wölk. 'Wir haben viel Spaß und unternehmen viel.' So selbstverständlich das klingt: Für den jungen Mann ist es eine große Chance zu einem weitgehend selbstbestimmten Leben. Robin Wölk lebt nämlich jetzt in einer Wohngemeinschaft für körperbehinderte junge Menschen im neuen 'Centrum Viva', das am Freitag in Kempten offiziell eröffnet wurde. Die Einrichtung hat für insgesamt 5,9 Millionen Euro der Verein für Körperbehinderte Allgäu gebaut. Neben zwei Wohngruppen für insgesamt 16 Personen gehören dazu ein Internat mit zehn Plätzen für behinderte Kinder der Astrid-Lindgren-Schule und eine Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderung. Außerdem gibt es ein Zentrum für mobile Dienste und das ambulant betreute Wohnen. Zur Finanzierung steuert der Staat, wie der Vereinsvorsitzende Dr. Klaus Hunold bedauerte, nur rund elf Prozent bei. 1,7 Millionen Euro wurden aus Eigenmitteln des Vereins und zahlreichen Spenden, weitere 3,5 Millionen Euro über ein Darlehen finanziert. Die Bürgschaft dafür übernahmen die Stadt Kempten und der Landkreis Oberallgäu, die außerdem gemeinsam 100000 Euro zuschossen.

    Was OB Dr. Ulrich Netzer bei der Eröffnung zu der Bemerkung veranlasste, dass die Betreuten aus dem ganzen Allgäu kommen: 'Es wäre schön, wenn sich auch alle im Allgäu dieser Verantwortung stellen würden.' Den Namen 'Centrum Viva' hatte der Verein vor allem deshalb gewählt, weil die Einrichtung zentral gelegen ist und die Bewohner deshalb gute Möglichkeiten haben, am städtischen Leben teilzunehmen. Robin Wölk sagt es so: 'Die Nähe zur Fußgängerzone ist für mich als junger Mensch besonders wichtig.' Auf die Zentralität hob auch Landwirtschaftsminister Josef Miller als Vertreter der Staatsregierung ab: Früher habe in der Behindertenpolitik 'die Kompensation von Nachteilen im Vordergrund gestanden. Heute sind Chancengleichheit, Integration und Teilhabe die wichtigsten Ziele.' Im Centrum Viva, so Hans Schöbel, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern für Körper- und Mehrfachbehinderte, sei ein 'neues Netz für Hilfe geknüpft worden, das als Beispiel für andere Regionen und Träger dienen kann.' 'Das Soziale neu denken - das Neue sozial denken' hatte Ex-Finanzminister Dr. Theo Waigel seine Festrede überschrieben. Womit gemeint ist: 'Der Umbau der sozialen Sicherungssysteme ist unausweichlich. Entscheidend ist: Es muss dabei gerecht zugehen.' Zwar müsse gespart werden, 'trotzdem sind wir noch ein Sozialstaat.' Bevor man aber im Bereich der Behinderten spare, mahnte Waigel, 'sollten wir uns das nicht ein Mal, sondern mindestens drei Mal überlegen.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden