Durch eine Schlucht auf einem befestigten Wanderweg gemütlich zu spazieren, ist eine Möglichkeit. Aber es gibt auch eine andere Art der Fortbewegung, die besonders viel Mut erfordert. Das Canyoning. Dabei wird eine Schlucht auf dem Wasserweg durchquert, aber nicht in einem Boot. Nur an Seilen, zu Fuß, springend oder rutschend geht es voran.
Eric Schächtele kennt die Allgäuer Canyoning-Routen. Der 23-Jährige ist Guide im Oberallgäuer Rafting- und Erlebniszentrum in Bihlerdorf. Er führt Abenteuerlustige durch die Allgäuer Canyons. Auch durch die Starzlachklamm bei Sonthofen. Die Tour ist für Fortgeschrittene ausgelegt. Aber auch für Anfänger gibt es Routen im Allgäu, die dafür geeignet sind, um die grundlegenden Techniken zu lernen.
Die Tour in der Starzlachklamm beginnt mit dem Einstieg am oberen Wasserfall. Dort seilen sich die Teilnehmer mitten durch die Wassermassen an einem Kletterseil ab. Man spürt sofort die Energie und Kraft des Wassers sagt Canyoning-Guide Schächtele. Damit niemand bei dem eiskalten Wasser friert, hat jeder einen Neoprenanzug an. Auch Helm, feste Schuhe und Klettergurt gehören zur Grundausrüstung.
Kein günstiges Vergnügen
Auf den ersten Blick braucht man nicht viel Ausrüstung, aber es ist mehr als man denkt. Ein Neoprenanzug, Schuhe, Klettergurt, Schutzhelm, Seile und Karabiner. Das Equipment ist nicht billig und so kostet eine komplette Grundausrüstung schnell an die 2.000 Euro. Da lohnt sich eine geführte Tour mit gestellter Ausrüstung zum Ausprobieren.
Das Besondere beim Canyoning ist die Abwechslung. Bei der Tour durch die Klamm am Fuß des Grünten seilt man sich durch Wasserfälle ab, springt in einen Gumpen oder rutscht, getragen von einem Wasserfall, eine steile Felswand hinunter. Um diese nicht immer ungefährlichen Stellen zu überwinden, braucht es Erfahrung, Mut und eine gute Vorbereitung. Besonders das Wetter und den Wasserstand muss man im Auge behalten. Wenn es zu viel Wasser hat, können sich Rückläufe bilden, die einen zurückziehen, so Eric Schächtele. Auch wenn es regnet, kann es schnell gefährlich werden. Der Wasserstand kann rapide ansteigen und zur Gefahr werden. Deswegen ist ein erfahrener Guide oder Schluchtler, wie sie auch genannt werden, wichtig.
Wer denkt, nur Extrem- und Dauersportler können sich beim Canyoning austoben, der irrt. Jeder, der Sport mag und Lust auf Bewegung in der Natur hat, kann mitmachen. Dabei auch manche Höhen zu überwinden und einfach mal das Wasser zu erleben und zu fühlen, das hat man sonst nicht, erzählt der 23-jährige Guide.
Auch wenn eine Tour sorgfältig geplant ist und von einer erfahrenen Person begleitet wird, besteht immer ein Risiko. Im Allgäu ist 2012 eine damals 30-jährige Frau aus Neu-Ulm bei einer Canyoning-Tour in den Bergen ums Leben gekommen. Die Frau stürtzte sechs Meter in die Tiefe und verletzte sich dabei tödlich. Schwere Unfälle sind allerdings sehr selten. Wenn mal was passiert, dann beim Laufen. Also dass jemand umknickt. Denn die Steine um Fluss sind oft glatt und rutschig. Deswegen ist auch ein stabiles Schuhwerk wichtig.
Neben der richtigen Ausrüstung und Planung braucht es auch eine gute Portion Mut. Die Hürden zu überwinden und dabei auch die eigene Angst, ist ein Erlebnis, das man sonst nicht hat, schwärmt Eric Schächtele. Für ihn ist sein Hobby zum Beruf geworden.